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34 Psychische Bfudien. III. Jahrg. 1. Heft, (Januar 1876.)
sie ein ausserordentliches Interesse darbietet, sofern sie
zeigt, wie weit die Macht der Einbildungskraft über den
Körper reicht, und dass in dieser unbefangenen Betrachtungsweise
die Wunden wunderbarer als Wunder erscheinen,
dass -vielmehr der Betrug unter Umständen ein so feiner
sein kann, dass weder die Anstifter, noch die Opfer dieser
schrecklichen Verirrung jedesmal bewusste Betrüger zu
sein brauchen. Es eröffnet sich, wenn _w;r an der Hand
sorgfältiger ärztlicher Beobachtungen ein V erständniss dieser
KrankheitsVorgänge suchen, unseren Blicken ein Abgrund,
von welchem wir uns schaudernd abwenden, ein Abgrund,
in welchem ea dennoch nicht an lockenden Gewalten fehlt,
um den einmal daran Stehenden unwiderstehlich hinabzu-
ziehen. Nur die Aufklärung über das innere Wesen solcher
Nervenkrankheiten vermag ihre Verschleppung und die oft
beobachtete ansteckende Macht derselben zu hindern, und
während die neuere Medizin die Teufelskrankheiteu der
Alten, die Epilepsie und Hysterie, nur ihres dämonischen
Ansehens zu entkleiden im Stande war, wird sie die Kreuzigungskrankheit
ganz aus der Welt schaffen können; denn
diese steht und fällt mit dem Vertrauen auf ihren übernatürlichen
Ursprung." — Also endlich doch einmal eine,
wenn auch immer noch aufklärerisch gefärbte Anerkennung
eines tnyst sehen Thatsachen-B^ stau des, den wir längst
(Seite 5TO des erst n, und Seite iS'o, 190, 28.'!, 327 des zweiten
Jahrgangs verbeten haben. Und hoffentlich wird man auch
bald den weiteren Abgrund psychischer Phänomene, den
sich u iserc „Psychischen Studien" zum Vorwurf genommen
haben, mit allen seinen noch lockenden Gewalten anerkennen,
in den wir uns aber nicht unwiderstehlich hinabstürzen,
sondern nur ganz vorsichtig hinabziehen lassen, um alle seine
Geheimnisse für die Seelenkunde zu erbeuten. Möchten uns
immer recht bald auch da solche verständniss\olle Sterne,
wie der obige, nachschimmern!
Gr. C. Wftftff.
Das „Literarische Centraibiatt" und der Spiritualismus,
Dahingegen verfährt der Kritikus des „Literarischen
Centralblattesu in No. +5 vom G. November er. in einer
weit radikal-wissenschaftlicheren Weise mit unserem „Bericht
über den Spiritualismus von Seiton des Comitc's der
Dialektischen Gesellschaft zu London/ I, und IT. Theil
(Leipzig, 0. Mutze, 4H75). Mit ein Paar Federstrichen wirft
er den psychologischen Werth derselben in folgender Weise
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