Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
3. Jahrgang.1876
Seite: 62
(PDF, 150 MB)
Bibliographische Information
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62 Psychische Studien. III. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1876.)

ein Onbinet in einer Ecke des Zimmers. Der junge Mann
(ein Franzose) setzte sicli hinter den improvisirten Vorhang,
wir drei, nachdem das Gas heruntergeschraubt war bis auf
ein schwaches Licht, nahmen Platz vor demselben. Nach
einiger Zeit antwortete der junge Mann nicht mehr auf
unsere Fragen, und drei kleine marmorweisse Hände erschienen
über dem Rande des Vorhanges, verschwanden, und
nach ziemlich langer Pause stieg ein Kopf hervor mit langem
weissem Haar und Bart, langsam höher und höher, bis eine
ganze Gestalt, bis zur Decke reichend, deutlich vor uns stand.
Sie sprach zu mir einige Worte in Deutsch, und nun begann
sie zu sinken, erst langsam, dann schnell; wir hörten etwas
wie einen schweren Fall — und Alles war stille. Das Medium
blieb stumm auf unsem Zuruf; unser Wirth fühlte sich besorgt
, erhöhte etwas die Gasflamme und löste vorsichtig den
Vorhang. Da lag der junge Mann bevusstlos auf dem Boden
(augenscheinlich vom Stuhle gefallen, als wir den Fall
hörten), und nur nach langer Zeit kam er wieder zu sich,
rieb sich verwundert die Augen und sah umher wie Jeraand,
der plötzlich aus einem Traum erwacht. Er wusste sich auf keinen
Moment während der ganzen Zeit zu erinnern, und auf die
Frage, ob er dieses oder jenes Wort (aus der Kede der
Gestalt entnommen) in deutscher Sprache wisse, gestand
er, dass er keine Silbe unserer Sprache kenne. Diese fast
erschütternde Scene beschloss den uns unvergesslichen Abend.
Der junge Mann war den ganzen folgenden Tag für's Bureau
untauglich, und leider wurde dieser Zirkel, auf den ich
grosse Hoffnung baute, nicht regelmässig fortgeführt. Die
zum Theil, wie bemerkt, gerechtfertigte Bedenklichkeit
unsers so hochbegabten Mediums hat sich vermöge seiner
leicht erregbaren Fantasie zur fast lächerlichen Zaghaftigkeit
ausgebildet, und freilich zuweilen erschreckte ich selbst,
wie pöbelhaft die Sache hier behandelt wird, und würde
mich kaum über eine "Wiederholung der Hexenverbrennungs-
wuth wundern. — Ich hoffe nun schliesslich, dass das Vertrauen
der Leser mir entgegenkommt, wenn ich einfach bemerke
, dass von Betrug hier nicht die Rede sein kann;
denn wenn ich die geringste Andeutung dahin schon als
eine schwere Beleidigung gegen die Gesinnung, Erziehung
und Stellung unsers Mediums ansehen würde, so habe ich
es mir zum Princip gemacht, nur solche Berichte der Presse
zu übergeben, wo die Nachahmung durch künstliche Mittel
durch Vorsichtsmaassregeln (und diess steht doch wohl in
unserer Macht?) absolut unmöglich gemacht worden.
Andere Berichte halte ich überhaupt nicht von Werth für
das Publicum, welches durch zuweilen sehr geschickte Nachahmungen
untergeordneter Phänomene so sehr hinters Licht


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