http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1876/0077
]
Prof. Dr. A. Butlerow: Meine Erlebnisse in London und Brüssel 69
Sitzungen gehalten werden, so war man doch liebenswürdig
genug, um für meine Ankunft eine Extrasitzung zu veranstalten
. Die Frau Bouvier erzählte mir, dass sie drei Söhne
habe, deren ältester das jetzige Medium ist; die anderen
zwei waren Zwillinge, und von diesen starb einer vor einiger
Zeit. Frau Boavier wusste früher gar nichts von Spiritismus
, die geschehene Katastrophe veranlasste sie aber, sich an
eine Verwandte zu wenden, die ein Schreibmedium war.
Durch dieses Medium bekam sie die erste Nachricht, dass
ihr ältester Sohn ein Medium war» Man fing in der Familie
an, Sitzuiigen zu halten, und wirklich kamen, theils
während dieser Sitzungen, theils ganz spontan unabhängig
von denselben, verschiedene auffallende Erscheinungen in
der Gegenwart des jungen Bouvier vor. Einige Zeit später
geschah es, dass das bekannte Medium Miss Fay nach
Brüssel kam und eine Seance im Hause Bouviefs gab.
Nach dieser Seance wurde in der Familie auf mediumisti-
schem "Wege die Mittheilung erhalten, dass ähnliche Ei*-
scheinungen wie bei Miss Fay auch in der Anwesenheit
des jungen Bouvier auftreten könnten. In der That wurden
bald sehr erfolgreiche Sitzungen in derselben "Weise, wie
es auch jetzt geschieht, veranstaltet. Verschiedene Persönlichkeiten
hatten die Gelegenheit gehabt, diesen Sitzungen
beizuwohnen, und dabei — wie es gewöhnlich der Fall ist —
ihre Bemerkungen gemacht und verschiedene, die Annahme
der Existenz von Mediumismus unnütz machende Erklärungen
aufzustellen versucht. Mit dem Fortschreiten dieser Erklärungen
sei ritt auch in der Familie Bouvier die Vervollkommnung
der Methoden vorwärts, das jugendliche Medium in die Lage
zu bringen, in welcher das künstliche Hervorbringen der
Erscheinungen für ihn unmöglich bleibt.
In meiner Anwesenheit wurde der Knabe folgender-
maassen „gesichert" (ich möchte hier dieses Wort als dem
englischen gelungenen Ausdrucke „secured" aequivalent
gebrauchen): — Die Hände des Knaben wurden mit einem
Streifen Leinwand ziemlicii fest umwunden, die Knoten zu-
und an die Aermel genäht und dann die beiden Hände
hinter dem Körper zusammengebunden und die beiden
Aermel miteinander zusammengenäht. Das Röckchen vorne
wurde auch zugenäht und konnte also nicht ausgezogen
werden. Das Medium setzte sich auf einen niedrigen Stuhl
an der Wand, in welche einige Metallringe eingeschraubt
waren, mit dem Rücken zur Wand gekehrt; die hinter dem
Körper zusammengebundenen Hände des Mediums wurden
an einen dieser Emge angebunden; an einem anderen Ringe
band man das Medium mit einem ähnlichen Leinwand-
i
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1876/0077