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Dr. S, Th. Stein in der Gartenlaube über den Spiritismus. 75
Herr Dr. Stein reitet auf dem längst abgedroschenen
Schlagworte, dass die Spiritisten entweder Betrüger oder
Betrogene seien! Man muss begierig sein, in der Fortsetzung
seines Artikels, die Dr. Stein verspricht, zu erfahren,
in welche Kategorie er Männer der Wissenschaft wie
den Chemiker und Physiker Allan Kardec, der lange, ehe
er Kenntniss vom Spiritismus aus America erhielt, öffentliche
Vorträge in Paris über Chemie und Physik gehalten hatte,
und in welche Kategorie er den Prof. der Chemie und
Medizin in Philadelphia Dr. Jlare, den Dr. Sexton> den
ehemaligen Präsidenten des obersten Gerichtshofes Edmonds,
dann den Physiker Varlexj und den Chemiker Crookes, beide
Mitglieder der Kgl. Ges. der Wissenschaften in London,
dann viele Gelehrte der Dialektischen Gesellschaft in London
, und den schon erwähnten und berühmten Naturforscher
Wallace, und wohin er so viele andere Männer der Wissenschaft
in Amerika und Europa, welche dem Spiritismus
huldigen, rechnet? Herr Dr. Stein kann doch solchen namhaften
und hervorragenden gelehrten Männern nicht das
Unrecht anthun, sie für stupide Betrogene zuhalten, und
muss sie nach seiner Theorie somit zu den Betrügern
zählen. —
Herr Dr. Stein, welcher behauptet, den Spiritismus
gründlich studirt zu haben,*) brüstet sich, als Gast bei dem
Congresse der Spiritisten in Brüssel den Nachweis geführt
zu haben, dass bei Geisterphotographien eine Täuschung
herzustellen möglich sei. — Nun. solche Entdeckung haben
lange vor ihm viele Spiritisten gemacht, und unter Anderen
Herr Julius yeurer, einstiger Redacteur clor bis Ende
1873 hier in Leipzig bei Oswald Mutzt* erschienenen Spiri-
tisch-rationalistischen Zeitschrift, der schon damals in Pest
den Betrug eines dortigen Photographen entlarvte! (Siehe
Anmerk. d. Ued. IX. Heft 1874, Seite 406.) — Aber mit
solchem Beweise hat Herr Dr. Stein doch nicht gleichzeitig
bewiesen, dass echte Geisterphotographien unmöglich sind!**)
Ebenso ist das Citat von angeblichem Betrug jenes
Amerikaners Firman bei physischen Manifestationen in Paris
kein Beweis gegen die th a t s a c hlichen, ^on namhafteu
Gelehrten exacter Wissenschaften experimentell unter-
*) Wie gründlich er denselben studirt haben mag, verrathen unsere
folgenden „Kurzen Notizen" sub f) und o). — Die Eed.
**) Wir verweisen ihn auf die dafür beigebrachten Zeugnisse
des Physikers Crookes, in unserer Zeitschrift, des Naturforschers Waltace
in seiner „Verteidigung des modernen Spiritualismus" und
auf den„Proc£sdesSpirites ä Paris", 6ditepar Madame P. G.Leymarie,l%lh.
Die Redaction.
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