Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
3. Jahrgang.1876
Seite: 77
(PDF, 150 MB)
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Prof. Dr. Franz Hoffmann: Dühring und Wallace. 77

in einigen Volkssuperstitionen fortpflanze. Er sei nur ein
Traum des wildwachsenden Volksaberglaubens und eine
Metamorphose der bisherigen religiösen Metaphysik. Seine
magischen Künste (fährt er fort), beliebigen Geistercitirungen
und Heilcharlatanerien gehören in eben das Bereich, wo
die Tischrückerei ihre Gläubigen hat. Allein dieses Bereich
erstreckt sich zu einem ansehnlichen Theil in die
europäische Philosophie und Gelehrsamkeit. Bei tieferer (! ?)
Untersuchung erweist sich der fragliche Spiritismus, dessen
Anhänger beinahe wirklich schon nach Millionen zu zählen
scheinen, als eine praktische Parallele zu den Theorien
der europäischen Metaphysik. Die letztere glaubt an die
Seele, die aus dem Körper wie der Vogel aus dem Bauer
davon fliegt; der Spiritismus glaubt an keinen Tod, sondern
nur an den Wechsel einer Garderobe, und lässt die Geister
der Verstorbenen auf seinen Cougressen mit den Lebendigen
tagen. Der Spiritismus ist also der grüne Baum des Lebens
zu der grauen und praktischen trägen Theorie unserer spi-
ritualistischen Metaphysik. Er ist die magische Executive
zu ihrer doktrinären Gesetzgebung. Er leistet, was sie
glaubt. Er macht aus seinem Jenseits und Diesseits ein
einziges Geisterreich. Wallace, der Vorwegnehmer aller
Hauptstücke des sogenannten Darwinismus, huldigt dem
Spiritismus und gibt über die Materie und die Geister Ansichten
zum Besten, die theils an Berkeley erinnern, übrigens
aber eingestandenermaassen die spiritistischen Ansichten vertreten
sollen.*) In diesen hochfahrenden Auslassangen ist
nun aber für den Unbefangenen nicht die blasseste Spur
von Beweisen gegen den Spiritualismus und — wenn man
unterscheiden will — den Spiritismus zu erblicken. Alles
Gesagte erhebt sich nicht über den Werth oder Unwerth
beweisloser Versicherungen und verräth einen Mann, der,
wie begabt und gelehrt er sonst sein mag, sich so sehr in
anmaasslich diktatorisches Entscheidenwollen und Absprechen
hineingeschrieben, geredet und gewöhnt hat, dass er gar
nicht mehr merkt, wie schlecht ein solcher Ton und solches
Darüberhinfahren zu einer vorurtheilslosen wissenschaftlichen
Untersuchung stimmt. Eine streng wissenschaftliche Untersuchung
ist aber bezüglich des Spiritualismus und Spiritismus
unter allen Umständen nöthig, wenn man nicht der
Gefahr sich aussetzen will, das Kind mit dem Bade zu verschütten
, der Gefahr, entweder m eine neue Form von Manie,

*) Kritische Geschichte der Philosophie von ihren Anfängen bis
zur Gegenwart. Von Dr. H. Dühring, Docenten der Philosophie und
der Staatswissenschaften an der Berliner Universität. Zweite verm.
Auflage, S, 537.


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