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Prof* Dr. Franz Hoffmann: Dtihring und Wallace. 81
Materialisten Dühring (und Genossen) als Dummkopf verspottet
, wenn er die Gedankenlosigkeit, sieh für absolut
identisch mit seinem Leibe zu halten, nicht für tiefphilosophische
Einsicht und Weisheit nehmen will. Darum, weil
der Spiritualismus an keiüen Tod glaubt, hält er noch nicht
den menschlichen Leib für eine Garderobe, schon darum
nicht, weil er eine innere, untrennbare, mit dem Geist ins
Jenseits übergehende Leiblichkeit von der äussern, trennbaren
, grobmateriellen unterscheidet. Um dem Cartesia-
nischen Dualismus (abstrakten Spiritualismus) zu entgehen,
braucht man nicht dem Materialismus zuzustürzen, und um
dem Materialismus zu entgehen, ist ganz und gar nicht erforderlich
, Cartesius zu folgen. Hätte sich Dühring über den Unterschied
des sogenannten reinen, richtiger abstrakten Spiritualismus
von dem concreten Spiritualismus unterrichtet,
so würden ihn die Ansichten des Wallace viel weniger an
Berkeley, um so mehr aber an Paracelsus, J. Böhme, Baader,
Schelling erinnert haben, wenn er diese Forscher jemals
genau aufgefasst und wirklich verstanden hätte, anstatt sie
mit stumpfsinniger Verachtung wegzuwerfen, weil ihr genialer
Tiefsinn sie gründlich davor schützte, in der Dummheit des
Materialismus Verstand und Einsicht finden zu können.
"Wenn Dühring in seiner weiteren Expektoration H. Eduard
von Hartmannls Philosophie des Unbewussten — noch dazu
in totalem Missverständniss als Neuschellingianismus —
ganz und gar auf eine raffinirte spiritistische Erdichtung
sich gründen lässt, so verräth er seine gänzliche Unkunde
des concreten Spiritualismus und gewahrt rein gar nichts
von der unermesslichen Kluft, welche diesen von E. von
Hartman^s unbewusstem Hellsehen des Absoluten und den
andern Ungeheuerlichkeiten dieser romantischen Irrfahrt
von der tristen Sorte trennt. Und dennoch sind die Forschungen
von Hartmann*$ wenigstens der Art, dass von ihnen
der Durchbruch zu tieferen Erkenntnissen erwartet werden
kann, während vom Materialismus Dührings kaum eine Erhebung
zu tieferen Einsichten zu erhoffen steht und ein
noch tieferes Sinken nur darum unmöglich ist, weil unter
dem Materialismus keine Weltansicht mehr denkbar erscheint
.
(II. Abtheilung oder Schluss folgt.)
Psychiaohe Stadien. Februar 1876.
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