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Kurze Notizen,
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ungeschicktes Plaidoyer für das Herausrücken mit Geister-
und Gespenster-Geschichten. Er hält aber erstere wegen
ihrer rationellen philosophirenden Färbung für zur Widerlegung
lebhaft auffordernd. Schade, dass er es unterlassen
will, uns seine jedenfalls bessere Ansicht über allerlei Wunderglauben
in gleicher Kürze als diese Replik vorzutragen. „Weder
die Verfasserin selbst," erklärt er, „noch Jean Paul und
Arthur Schopenhauer, auf welche sie sich beruft, können uns
mit dem absichtlichen Herauskehren dieser Nachtseite aus
dem Geistesleben befreunden, und geschähe es auch in dem
Sinne, welcher hier mit einem Jean jPaw/'schen Ausspruche
belegt ist: — 'Noch mangelt uns eine rechte Geschichte
des Wunderglaubens oder vielmehr des Glaubenswunders,
von den Orakeln, Gespenstern an bis zu den Hexen und
sympathischen Curen. Aber kein engsichtiger und ong-
süchtiger Aufklärer könnte sie geben, sondern eine heilige
dichterische Seele, welche die höchsten Erscheinungen der
Menschheit rein in sich und in ihr anschaut, nicht ausser
ihr in materiellen Zufälligkeiten sucht und findet —, welche
das erste Wunder aller Wunder versteht, nämlich Gott
selber, diese erste Geistererscheinung in uns vor allen Geistererscheinungen
auf dem engen Boden eines endlichen Menschen
/ " — Damit stellt sich der Referent als absichtlicher
Gegner dieses Stoffes hin, der ihn deshalb auch nur von
seiner formellen, nicht faktischen Seite aus beurtheilt. Er
hält eben die Geistergeschichten für blosse Dichtungen oder
Eictioneu, die weit künstlerischer hätten componirt werden
sollen. Statt dessen sei herunter erzählt, wie es kommt
und geht. Wir sind durch diese einseitige Kritik, welche
eher ein Lob der Objectivität der Erzählerin in unseren
Augen ist, nun erst recht neugierig auf das Buch gemacht.
/) Die „Allgemeine Moden-Zeitung" bringt in No.
50/1875 in ihrem Feuilleton eine kurze Notiz über den in der
zweiten Novemberwoche vorigen Jahres getagt habenden „Con-
gress belgischer Spiritisten" unter dem Titel: „Ein curioser Congross
." Man habe sich auf ihm darüber geeinigt, dass, „da
schon viele Heilungen durch den directen Einfluss körperloser
Geister bewirkt worden seien, es wünschenswerth sei,
die Vermehrung von heilkräftigen Medien zu fördern, ein
Krankenhaus zu gründen, in dem alle Curen den Einwirkungen
von Geistern überlassen würden und daselbst
immer eine starke Batterie von Geisterkraft auf
Lager zu halten. Eines der Oongress-Mitglieder hatte den
erleuchteten Gedanken, dass ein heilkräftiges Medium eigentlich
immer zugleich ein Hellseher sein müsse, weil es dann
das Innere des Patienten sehen und so sein Uebel gründlich
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