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Leon Favre-Clavairoz: Mediumistisch-physikalische Phänomene. jOl
waren solche, dass keine Illusion vorgeschützt werden konnte.
"Wir schickten stets die Domestiquen in die höhere Etage
und blieben allein im Zimmer, wenn wir eine Sitzung halten
wollten» Es würde absurd sein, wenn Eins von uns die
Anderen zu täuschen suchte: wir stehen gegenseitig für
unsere Ehrlichkeit ein, die nicht in Zweifel gezogen werden
kann. Wir waren gewiss, dass sich Nichts auf dem Tische
in dem Augenblicke befand, als ich die Lampe von demselben
wegnahm. Unsere Hände hatten sich nicht losgelassen
, und Niemand hatte sich von seinem Platze hinwegbegeben
. Wie also waren diese Lorbeerblätter, diese
Immortellen, welche im Augenblick vorher bei mir nicht
vorhanden waren, herbeigekommen? Wir waren demnach
gezwungen zuzugeben, dass die Geister die Fähigkeit besitzen
, die Materie zu zersetzen und wieder zu bilden; denn
die Thüre war verschlossen, und wir befanden uns allein.*)
Man kann der Erzählung eines Andern glauben, aber man
überzeugt sich wirklich nur durch seine eigene Erfahrung,
und das ist das Geheimniss des Wertlies der physikalischen
Phänomene. Sie drängen sich uns auf; sie liefern eine
feste Basis, für die unsere Sinne, so zu sagen, der Kitt
sind, und von da schwingt sich die Seele auf, um die Ursache
zu suchen, welche über der sinnlichen Beobachtung
liegt und die man nur mit dem Lichte des Geistes wahrzunehmen
vermag.
Am 8. Decemberl873 hatten wir seit zehn Minuten
Dunkelheit bei den gewöhnlichen Bedingungen eintreten
lassen, als die bekannten fünf Klopflaute licht forderten. Zu
unserer grossen Freude fanden wir auf dem Tische ein
italienisches fünf Centimen-Greldstück und eine Perle von
antikem Bernstein, durchbohrt und das Gepräge eines hohen
Alterthums an sich tragend. Wir bewunderten diese neu
herbeigebrachten Gegenstände, als Alphonso rasch durch die
Hand Catherina's schrieb: — „B^drtet, dass das nicht
Alles ist und dass ich, als ich meinen Mantel vom Nagel
*) Aber es giebt hier immer noch einen durch den vorliegenden
Berieht nicht beseitigten Einwand, dass dieses Stück Todtenkrone
möglicherweise schon vor der Sitzung unbeachtet mit der Person des
Mediums, oder auch während der Sitzung durch Schornstein und
Kamin in's Sitzungs-Zimmer gelangt sei, ohne darum in seine Be-
stancltheile aufgelöst und wieder chemisch zusammengesetzt worden
zu sein. Immeihin bleibt deshalb das Herbeibringen desselben aus
weiter Ferne ein Eäthsel, ist aber noeh eher denkbar in Folge einer
anzunehmenden mediumistischen Anziehungskraft, als obige Hypothese .
einer Auflösung und Reconstruetion der Stoffe, so lange diese nicht
auf das exacteste erwiesen ist VrgL S. 57. — Der Uebersetzer,
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