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110 Psychische Studien. III. Jahrg. 3. Heft. (März 1876.)
eine Weise mit dem Geiste in Commnnikation treten könnten.
Teil forderte S. auf, Papier und Bleistift zur Hand zu
nehmen und abzuwarten, ob er nicht zum Schreiben influirt
werden würde. Kaum hatte er das gethan, als er die Berührung
einer kalten Hand fühlte, welche die seinige umspannte
, und er schrieb (in englischer Sprache): ,,fch bin
die Frau des //. W. L., und wenn Sie mich erlösen wollen,
dann können Sie es thun. Seien Sie sicher, dass wir uns
bald begegnen werden." Hierauf warf S. heftig den Bleistift
zur Erde. Doch auf meinen Antrieb nahm er ihn
wieder zur Hand und schrieb sogleich weiter: ,,Sie können
zu J. L. gehen und ihm sagen, dass ich ihm 3twas nritzu-
theilen habe/'--Ferner:
,,Wer ist der Mann, der bei Thnen ist?* worauf in
ganz verschiedener Handschrift die Antwort erfolgte: „Es
ist Herl* Dr. M. Funk." Merkwürdiger Weise hörte aber
während des Schreibens im untern, das Klopfen im
obern Stockwerk nicht auf; als wir darüber unsere Verwunderung
ausdrückten und glaubten, dass ein anderer
Geist das Klopfen besorgte, während Frau L. schrieb, antwortete
sie: „Tch bin es allein/'
Wir besprachen uns nun, auszuforschen, wer J. L. sein
möge; S. wusste, das Frau L. zwei Söhne hinterlassen hatte,
von denen einer Photograph und der andere Arzt zu New
Braunfels in Texas sei; doch so viel er sich erinnere, hiess
keiner davon /., aber er wolle sich dieser Tage danach erkundigen
. Hierauf wurde er beeinflusst; nochmals die Feder
zu nehmen und zu schreiben: „Ich will für Sie Beide Alles
thun, was in ineinen Kräften steht. Ich bin glücklich und
gehe jetzt friedlich in meine Heimath zurück." Und von
dem Augenblick an hörte man nicht das geringste Geräusch
mehr im Hause; völlige Ruhe herrschte. Ein unendlich
wohlthuendes Gefühl überkam mich, dass ein unglücklicher
Geist auf meine Veranlassung seine Ruhe gefunden hatte,
und ich schärfte S. noch recht dringend ein, ja so bald als
möglich sich nach/. L. zu erkundigen; — dann ging ich, —
es war nach 2 Uhr Nachts, — nach Hause und legte mich
schlafen. Nach einer unbestimmbaren Zeit wachte ich plötzlich
auf von dem einmaligen scharf en Anschlagen meiner
Hausklingel, (die sonst beim Ziehen immer sehr lange
fortklingelte,) und von Klopf lauten, die aus allen 4 Ecken
des Schlafzimmers her ertönten; hierauf fühlte ich deutlich
den Druck einer Hand durch die Steppdecke auf die Herzgegend
, und ein unbeschreiblicher, unangenehm-grauenhafter
Grabesschauer durchrieselte meinen ganzen Körper. Ich
richtete mich auf und riss die Augen weit auf, um mich
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