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126 Psychische Studien. III. Jahrg. 3. Hett. (März 1876.)
Dühring und Wallace:
Materialismus und Spiritualismus.
Von
Prof. Dr. F. HoffmaniK
I l»
In seinem famosen „Oursus der Philosophie" S. 132
sagt Dühring: „Die materielle und mechanische Brücke ist
das einzige Kriterium der wirklichen Causalität, und jede
andere Vermittelung bleibt ein willkürliches Märchen der
unrationellen Phantastik. "Wie sogenannte Geister in Ber-
/celey'schev oder sonst spiritueller Manier auf einander einwirken
sollen, ist ausser in Miirchenform gar nicht angebbar,
und die Hallucinationen des thierischen oder, besser gesagt,
viehischen Magnetismus gehören sammt dem Amerikanischen
Spiritismus mit seinem Geisterspuk und der seinen "Wundern
entsprechenden Europäischen Metaphysik spiritualistischer
Art theils in die grosse Kinderstube der Menschheit, theils
auf den Schwindelmarkt der vielgestaltigen Charlatanerie.
Es sind diess Angelegenheiten, in denen die grossen Kinder
und die grossen Gauner ihren gegenseitigen Bedürfnissen
entsprechen, nur dass schliesslich die letztere Gattung dabei
doch besser ihre Rechnung findet." Die sogenannte Psychologie
ist nach Dühring noch niemals rationell und kritisch
behandelt worden und war bisher nur das Feld einer erdichteten
Enütät, der Psyche, einem in Gordischer Manier
für sich getrennt existirenden und in einem Leibe zeitweilig
hausenden Seelendinge. „Diese Psyche ist für die Psychologie
ungefähr dasselbe, was der Theos für die Theologie
(erdichtete Entität). Nur ist der erste Pseudobegriff zäher
als der letztere." Das Seelenvolle ist nur ein figürlicher
Ausdruck. Die Erdenkung der Seele als einer Substanz ist
der grösste Irrthum. Das individuelle Princip der innern
Erregungen und Bewusstseinsphänomene ist etwas durchaus
Vergängliches (also auch alles Wissen, Erkennen, alle Weisheit
, alle Tugend). Psychologie ist weiter nichts als Lehre
von den Bewusstseinsvorgängen als solchen. „Die Vorstellung
von einer Seele ist nicht nur ein überflüssiger, sondern auch
ein schädlicher VermittelungsbegrifF, den man in Wort und
That ausmerzen muss, um den reinen Gehalt der Bewusst-
seinslehre in sauberer Absonderung zu gewinnen. Die Be-
wusstseinsvorgänge sind eine Seite der Natur, und so wenig
man zu den Naturvorgängen noch ein besonderes Wesen
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