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L6on Favre-Clavairoz: Mediumistisch-physikalische Phänomene. 151
eine ähnliche Erklärung. Im Anfange seiner Bekanntschaft
mit der Baronin war er durch ihre eklatante Schönheit
verführt worden,*) Die Empfindungen, welche er bei ihrem
Anblick ausdrückte, waren ganz menschlich. Er ward durch
üire Ausstrahlung angezogen und fühlte sich durch ihre
Anmuth gefesselt. Mit einem Male, am A. December 1874,
kam er zu ihr mit der Erklärung, dass er auf die Phänomene
verzichte, aber dass er nach Amerika gegangen wäre,
um einen Stellvertreter zu suchen, und dass er einen Indianer
, „die grosse Schlange" genannt, dafür angeworben
hätte. Am 4. December schrieb mir Frau von Vay: —
„Gestern Abend hat „die grosse Schlange" einen unerhörten
Lärm in unserem Hause gemacht. Gegen 10 Uhr wurden
die Fenster erschüttert, und ein grosses Gepolter verbreitete
sich auf dem Kornboden und in den Oefen. Baron von
Vay lief an das Tenster und sah auf dem weissen Schnee
eine schwarze Gestalt auf die Gartenthüre zulaufen. Da
er sie für einen Dieb hielt, rief er laut um Hilfe und ergriff
seine Pistolen. Er eilte sofort mit einem Bedienten
in den Hof hinab, aber man konnte auf dem frischgefallenen
Schnee keine Spur entdecken, und die Gartenthüre war
verschlossen. Mein geistiger Führer hat mir gesagt, dass
es 'die grosse Schlange' war." —
Wir wissen, welchen oft schwer zu zerstörenden Ein-
tiuss die niederen Geister ausüben, wenn man ihnen Zutritt
gestattet. Wir befragten Giafferro. Er widersetzte sich
förmlich der Zulassung der grossen Schlange als eines
bösen Geistes, dessen Fluidum die Ströme Catherina's stören
könnte.**) Als nun Alfonso bei unserer gewöhnlichen Sitzung
uns ankündigte, ihn herbeigeführt zu haben, weigerten wir
uns seiner Mitwirkung. Da jedoch bei uns eine gewisse
Neugier erweckt war und Alfonso versicherte, dass er uns
nichts Uebles zufügen würde, verwilligten wir uns schliesslich
zu einem einzigen Experiment. Wir machten dunkel,
und Alfonso bat, dass die zu meinem Arbeitskabinet führenden
Thüren offen bleiben möchten. Ich gab seinem Wunsche
nicht vollkommen nach. Es waren drei solcher Thüren;
und da die letzte, die meines Cabinets, das Licht hätte
*) Soll man dabei etwa an die entsprechenden Stellen im 1.
Buch Mose, 6. Kapitel sich erinnern? — DerUebersetzer.
**) Sollte man hieraus nicht folgern dürfen, dass es überhaupt
besser sei, alle derartigen Geister-Einflüsse und Mittheiiungen, die
auf das Gemüth des Menschen nur verstörend einwirken können,
ganz von sich abzuweisen und dieselben auch nicht erst zu veröffentlichen
? Wie viel des Schlimmen wird nicht am besten in der Welt
todtgeschwiegenj Wir be4ürfen mehr Licht und des Guten! —
Per Uebörsetaer,
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