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152 Psychische Studien. III. Jahrg. 4. Heft. (April 1876.)
eindringen lassen und die gewünschte Dunkelheit zerstört
hätte, so schloss ich sie und öffnete nur die beiden anderen.
Am Ende von einigen Minuten sahen drei von den Beisitzenden
weisse Wolken, die sich mitten über dem Tisch
erhoben und während ihres Erhebens irisirten und bestimmte
Farben zeigten. Fünf Klopf laute verlangten Licht.
Nichts war auf dem Tische! — „Suchet!" sagte Alfonso.
Man sucht, und Caiherina findet auf dem Fauteuil, der
nahe dem Fenster steht, einen Rahmen mit einer photographischen
Gruppe. Der Rahmen hängt stets im Hintergrunde
meines Oabinets über einem Schreibtisch. Allgemeine
Verwunderung! Wie hat dieser Bilderrahmsn aus meinem
Cabinet durch die geschlossene Thür hindurch gelangen
können?!
Eins der Mitglieder unseres Oirkels ist hellsehend und
seine Kraft ist gross über die Geister« Da es gezwungen
war sich zu verabschieden, sagte es zu der Person, die es
begleitete, dass es gefühlt habe, wie seine Gegenwart die
grosse Schlange in Respect hielt, und dass es fürchte, sie
werde nach seinem Fortgange Gepolter verursachen.
Die Kette bildet sich wieder und Alfonso besteht darauf,
dass man die Hilfe der grossen Schlange noch einmal in
Anspruch nehme, um das Portrait Giafferrds an seinen alten
Platz zurückzubefördern. Vom Rathe unseres Freundes
tief durchdrungen, zögere ich, von diesem Zusammentreffen
Gebrauch zu machen, und ich mache den Vorschlag, für die
grosse Schlange zu beten. In dem Augenblicke, wo ich den
Namen Gottes ausspreche, wird die Hand Catherina's heftig
ergriffen, sie beschreibt mit Heftigkeit kreisrunde Linien,
zerbricht den Bleistift, zerreisst das Heft und zerknittert
convulsivisch das Papier. Wir schliessen die Kette wieder
und bitten Gott, dass er diesen Sturm besänftige. Aber
kaum hat Catherina ihren Bleistift wieder zur Hand genommen
, als dieselben Wuthausbrüche sich erneuern. Catherina
ergreift dann ein kleines Crucifix, welches sie auf den Tisch
stellt. Die Scene verändert sich alsbald. Es wird Ruhe,
und dementia kommt mit ihrer gewöhnlichen milden Sprache
und tadelt uns, dass wir nicht dem Rathe Giafferrds gefolgt
seien. Die grosse Schlange war verschwunden.*)
*) Wir können uns diese Scene kaum anders vernünftig erklären,
als dass der Geist des nüchternen Indianers über das gegen ihn
herrschende Vorurfcheil und die gegen ihn getroffenen Maassregeln, als
er deren Absicht merkte, in Zorn gerieth. Das Crucifix wird auf ihn
schwerlich eine bessernde Wirkung ausgeübt, sondern ihn nur noch
mehr ergrimmt haben. Man versuche einmal ähnliche Proceduren
mit einem noch lebenden Indianer — unsere Skalpe würden schwerlich
länger in Sicherheit sein! — Meiner unmaassgeblichen Ansicht
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