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Robert Dale Owen: Das streitige Land.
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ab. Nach einigen Minuten begann die Hand einer Dame
sich zu bewegen und unregelmässige Figuren auf das Papier
zu machen. Mr. Owen schlug vor, dass Fragen gestellt
werden sollten; worauf Madame de F— die Frage stellte:
„Wer gab mir diese Nadeln?" indem sie auf drei gold-
knöpfige Nadeln zeigte, welche ihre Kleidung befestigten;
sie setzte hinzu: „Wenn Mrs. M— mir das beantworten
kann, so werde ich glauben." Nach einer kurzen Zeit schrieb
der Bleistift der Dame langsam nieder (wobei die letzten
beiden Worte rückwärts geschrieben waren): — „Diejenige,
welche Dir ein Mädchen und einen Koch giebt, E" —
Madame de F— wurde bleich und rief aus: „Zauberei, wenn
es solche giebt!" und erzählte hierauf der Gesellschaft,
dass die Stecknadeln ihr von ihrer Cousine Elisabeth gegeben
worden wären, die in Florenz lebte und die ihr auf
ihre Bitte vor einigen Tagen eine Kammerzofe und einen
Koch geschickt habe. Mr. Owen dachte über diesen seltsamen
Vorfall tief nach und beschloss, der Sache auf den
Grund zu kommen. Mrs. 31— war keine Spiritualistin.
Madame de F— war erst einige Wochen in Neapel gewesen
, hatte nicht einmal den Namen ihrer Cousine gegen
Jemand erwähnt und war so wenig als möglich mit Mrs.
M— bekannt, mit der sie erst ihre Karten ausgetauscht
hatte. Sie drückte die stärkste Ueberzeugung aus, dass die
drei oder vier Thatsachen, welche genau in einigen Worten
ausgedrückt niedergeschrieben waren, unmöglich aus ihrer
eigenen Familie hervor hatten bekannt werden können.
Mr. Owen war damals noch ein vollständiger Skeptiker;
aber dieser Umstand leitete bei ihm eine Reihe von Forschungen
ein, welche fünfzehn Jahre lang fortgesetzt wurden
und gelegentlich all sein Empfinden und die ganze Haltung
seines Lebens änderten. Er ist jetzt ein fester Spiritualist;
das heisst, er glaubt nicht bloss, dass die Phänomene wirklich
seien, sondern er hat sich auch überzeugt, dass sie den
hinreichenden Beweis für eine zukünftige Existenz des Menschen
liefern. Doch wird es vielleicht manche unserer Leser
überraschen zu hören, dass er von dem Geiste und den
Lehren der modernen Wissenschaft voll durchdrungen, und
sein Buch durch und durch ein Protest gegen das Wunderbare
ist. Er behauptet, dass alle diese Phänomene sich
unter dem Gesetze ereignen, genau so wie die verschiedenartigen
(wenn auch viele derselben von der Wissenschaft
noch unerklärlichen) Erscheinungen, welche bei Pflanzen,
Thieren oder dem Menschen auftreten. Er behandelt diese
Frage ernst und leidenschaftslos als die grosse Frage des
Zeitalters; worin er auch wohl thut, da er behauptet, dass
Psychische Studien. April 1876. 11
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