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Dr. Fr.Hoffmann : Der Spiritualismus u. die deutsehe Philosophie* 171
scheinungen eingehender zu beschäftigen. Ohnehin hat man
schon daran erinnert, wie arm und zugleich wie unsicher
die bisher gewonnenen Resultate seien und wie unausgiebig
daher die Beschäftigung mit ihnen. Wir haben dasselbe
behauptet, nicht jedoch um von jenen Forschungen abzuschrecken
, sondern um ihnen das eigentliche Ziel zu zeigen.
Nicht auf die besondern Ermittelungen über das „Jenseits"
und seine etwaige Beschaffenheit kommt es an; sondern
auf die thatsächliche Entscheidung der Cardinalfrage
von der Unvergänglichkeit des persönlichen Menschengeistes,
welche nur auf diesem, dem thatsächlichen Wege in letzter
Instanz entschieden werden kann. Diese Frage jedoch
gerade jetzt nicht fallen zu lassen, ist um so mehr wissenschaftliche
Pflicht, je mehr eine seichte Philosophie und
eine einseitige Naturforschung um die Wette jene Ueber-
zeugungen zu bekämpfen suchen. Hiernach dürfen wir den
Leser um so nachdrücklicher einladen, uns zu den Untersuchungen
des folgenden (5.) Kapitels (über das Hellsehen
und die Ekstase) zu begleiten." —
Der Spiritualismus und die deutsche Philosophie.
Von
Prof. Dr. Franz Hoffmann.
Von den grossen Philosophen in Deutschland seit Leibniz
kann gesagt werden, dass nicht ein einziger unter ihnen
ohne alle Verwandtschaft zu spiritualistischen Ideenkeimen
gewesen ist. Diese Verwandtschaft zeigte sich fast in demselben
Maasse grösser, als die Idee der individuellen Unsterblichkeit
von ihnen bestimmter vertreten wurde und als
sie sich mit den Thatsachen des menschlichen Magnetismus
und des Somnambulismus vertraut machten. Von Leibniz
wird das Gesagte noch umfassender nachgewiesen werden,
als bis jetzt geschehen ist. Kant hat wenigstens hypothetisch
ausgesprochen, was der neuere Spiritualismus als thatsäch-
lich nachgewiesen hat. /. G. Fichte und Schleiermacher beschäftigten
sich eingehend und anerkennend mit den magnetischen
und somnambulistischen Erscheinungen. Hegel verhielt
sich nicht verneinend gegen eine Reihe dahin einschlägiger
Thatsachen, wenn er auch unrichtige Erklärungen für sie
aufstellte. Schetling war schon in seiner mittleren Periode
tief vertraut mit den fraglichen Erscheinungen, aber sie
gewannen für ihn eine viel höhere Bedeutung in seiner
späteren Philosophie, welche dem philosophischen Spiri-
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