Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
3. Jahrgang.1876
Seite: 177
(PDF, 150 MB)
Bibliographische Information
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III. Abtheilung^

Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.

lieber die angebliehe Verwandtschaft des Wahnsinns mit dem

Somnambulismus.

/. Loewenberg berichtet in seinem Artikel: „Dichterin
litt er" in der „Gartenlaube" No. 50/1875, Seite 837 von
Justinus Kerner, dem somnambulen und hellsehenden (?)
Dichter, dass er in seinem „Bilderbuch aus der Knabenzeit"
über seine Mutter, eine geborne Stockmayer, Folgendes mittheile
: —

„Sie war von kleiner Gestalt, zarter Natur, und in ihrer
Jugend von nicht gewöhnlicher Schönheit. Bei ihrer xAn-
kunft als Braut in Ludwigsburg habe sie Schubart besungen: —

„Die Nachtigall sang froh dazu:

Wie schön bist Du! wie schön bist Du!" —

„Durch ihr ganzes Leben waren stille Demuth und
Gehorsam gegen ihren Eheherrn, ja selbst Furcht vor ihm,
Hauptzuge ihres Charakters. Sein Wille war ihr strenges
Gebot, und ihr ganzes Dichten und Trachten ging nur dahin
, ihn bei gutem Muthe zu erhalten, und alles Unbequeme
von ihm zu entfernen. Auf seinem Todtenbette, wo er die
Hostie nicht mehr verschlingen konnte, nahm sie dieselbe
von den kalten ersterbenden Lippen und verschlang sie in
seinem Namen unter Gebet und Thränen. Diese krankhafte
Excentrizität zeigt bei ihren Schwestern noch trübere Erscheinungen
. Eine ältere Schwester, die sehr geistreich gewesen
, und poetische Anlage gehabt haben soll, verfiel später
in Melancholie; ihr Sohn wurde wahnsinnig. Ihre Tochter,
deren Sohn der Dichter*) Wilhelm Hauff war, wurde Nachtwandlerin
, und auch die jüngste Schwester der Mutter ist
wahnsinnig gewesen. — 'Das Gefühlsleben/ berichtet Kerner
selbst, 'herrschte bei meiner Mutter durchaus vor, aber nie
erlitt sie eine Störung des Geistes. Es erzeugte sich in
ihr kein "Wahnsinn, aber, wenn man mich so nennen will,
doch in ihr ein Poete, und so war es auch bei Wilhelm
Hauffs Mutter. Ich führe diese physischen Zustände ein-

*) Mehr der nächst Göthe wohl beste Erzähler und Romanschriftsteller
seiner Zeit. — Der Referent

P»yoaiwae Stuften, April 187$, 12


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