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Kurze Notizen.
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Lust hatten, eine Meinung über die Sache abzugeben.
Endlieh sagte Grützmacher, immer noch abgewendet: —
„Ick glaube nicht an die Unsterblichkeit"
— „Warum denn nicht, Herr Grützmacher?" fragte
Lessing.
— „Na, wenn ick dran glaube und sie kommt nich,
ärgere ick mir; und wenn ick dran glaube und sie kommt,
is et och noch so*
„Wenn ick aber nich dran glaube und sie kommt nich,
dann schadet et nischi Dagegen: wenn ich nich dran
glaube und sie kommt, freue ick mir." —
„Was die Drei zu diesem ganz utilitarischen Unglauben
gesagt haben mögen, ist mir nicht berichtet worden," schliesst
Julius Faucher.
Wir bemerken dazu, dass Herr Grützmacher wirklich
schon das Pulver für alle modernen Ungläubigen an die
Unsterblichkeit, wenn auch nicht erfunden, so doch wenigstens
zurecht gemahlen hat, so dass Dieselben es meist nur in
dieser seiner Zubereitung verpuffen. Im Grunde genommen
freuen sich am Ende die Ungläubigsten, wenn sie vielleicht
auch noch im Jenseits die Rolle der Skeptiker vor der
grossen Menge gedankenloser und nichtswissender Geister
mit Eklat weiter spielen können.
c) In England erscheint seit Anfang dieses Jahres eine
Vierteljahrsschrift: „Mind: „Quarterly Keview of Psychology
and Philosopliy", in deren erster Nummer sich Beiträge von
Herbert Spencer über „Die vergleichende Psychologie des
Menschen" und von James Sully über „Physiologische Psychologie
in Deutschland" etc. befindeu.
d) „Die Idee liebt es nicht, die ganze Fülle ihres Inhalts
in Ein Exemplar auszuschütten", das war der klare
Schluss der Strausstehen Kritik (gegenüber der Lehre von
der Menschwerdung Gottes nur in seinem einzigen Sobne
Christo), das war aber auch bei nüchterner Betrachtung der
wahre Sinn der Hey Aschen Philosophie selbst; denn nicht
in der Natur, noch n einem einzelnen Individuum, noch in
irgend einer abgeschlossenen Zeit, sondern nur in der unendlichen
, anfangs- und endlosen Entwickelung aller Dinge
komme die Idee zu ihrer vollen Erscheinung. So urtheilt
der Kecensent der „Blätter für liter. Unterh." No. 10 vom
2. März 1876, wie es uns scheint, in einer gewissen dogmatischen
Beziehung nicht ganz mit Unrecht. Aber wenden
wir diese Wahrheit auf das Gebiet der Beobachtung psychischer
Phänomene an. so werden wir ebenfalls wohl in
keinem einzelnen die ganze Fülle des Geistigen ofienbart
finden, sondern eben nur in allen zusammengenommen. Es
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