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ASteinbach: Bekehrung vom Materialismus zum Spiritualismus. 205
Ich werde das Wort Trance im entsprechenden Fall in
dieser Mittlieilung stets gebrauchen. — Etwa 10 G-eister
hätten einen geschlossen Cirkel gebildet, um mit dem Doktor
zu experimentiren und den Verkehr zwischen dieser
und der nächsten Sphäre weiter auszubilden. Soweit ich
mich erinnere, bestand der Geistercirkel aus folgenden
Personen: Einem thüringischen Schäfer und einem Indianer,
beide in voller Manneskraft gestorben, (sie lieferten den
nöthigen thierischen Magnetismus, wie uns gesagt wurde),
dem Professor Hahnemann, einem schottischen Theologen,
einem italienischen Musiklehrer, einem excentrischen oest-
reichischen Juden und vier Anderen, die aber an diesem
Abend sich nicht mit betheiligten, während die sechs zuerst
Genannten manifestirten.
Wir setzten uns um einen Tisch, und nachdem durch
Singen einiger Lieder eine gleichmässige Stimmung hergestellt
war, warteten wir der Dinge. Nach einigen Minuten
begann das junge Mädchen zu zucken und schloss die Augen,
dann magnetisirte sie sich selbst ein paar Minuten, erhob
sich dann und ging hinter den Stuhl des Doktors und magnetisirte
diesen, worauf derselbe die Augen schloss und in
einen starren, bewusstlosen Zustand verfiel. Das Mädchen
kehrte auf seinen Platz zurück und kam wieder zu sich.
Alsbald klatschte dor Doktor mit der Hand auf den Schenkel,
äusserte einen derben Ausdruck im thüringischen Volksdialekt
, und die alten Mitglieder des Cirkels begrüssten ihn
als Hans, den Schäfer. Hans bekundete sich als ein mit
viel Mutterwitz begabter derber Spassmacher, der sich gern
mit den bekannten Mitgliedern hänselte. Uns Fremden erklärte
er mit ein paar derben Worten, dass er nur dazu
gebraucht werde, um „den Jungen," wie er den Doktor zu
nennen pflegte, in die richtige Verfassung zu bringen,
ehe die höher entwickelten Geister ihn als ihr Instrument
gebrauchen könnten. Der Leser wird verstehen, dass dieses,
wie das Nachfolgende, durch die Person des im bewusstlosen
Zustande sich befindenden Doktors gesprochen wurde.
Eine Minute, nachdem Hans geschwiegen, richtete sich der
Doktor auf, nahm die Stellung eines Vortragenden an und
hielt uns eine Rede in Englisch mit schottischem Accent
über die Gottesidee, und erwies sich dabei als Pantheist.
Der Vortrag wurde mit sonorer Stimme und in schwungvoller
Sprache gehalten. Der nächste Sprecher sprach ebenfalls
Englisch und mit ausgeprägtem fremdem Accent, und
ich hielt ihn für einen Franzosen; er unterrichtete uns
beide Fremde jedoch, dass er ein Italiener sei, in Amerika
als Musiklehrer gelebt und sich im Wahnsinn das Leben
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