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210 Psychische Studien. III. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1876.)
mitzutheilen, während sie in dem alten Landhause verweilte;
dass ihr Zweck wäre, ein Verbrechen zu bekennen, dessen
sie sich schuldig gemacht habe, und ihrer alten Herrin
Verzeihung dafür zu erbitten. Sie hatte einiges Familien-
Geschirr gestohlen und bat Miss F., diess ihrer Tante zu
sagen und sie um Verzeihung dafür zu bitten. In der
nächsten Zeit besuchte Miss V. ihre Tante; sie ermittelte,
dass Sarah Clarke vor dreissig oder vierzig Jahren Wirth-
schafterin in der Familie gewesen war, dass einiges Geschirr
wirklich geheimnissvoll verschwunden war, aber dass
Sarah in viel zu grossem Vertrauen stand uLd niemals beargwöhnt
wurde. Die Tante erklärte, dass, wenn Sarah
Clarke es genommen hätte, sie ihr diess gern vergäbe. Von
dieser Zeit an blieb das verrufene Zimmer von aller Störung
frei. Mr. Owen setzt folgende Erklärung hinzu: — „Da ich
die Stellung der Personen kenne, so bin ich im Stande,
für die "Wahrheit dieser Geschichte zu bürgen. Betrachten
wir einmal, was sie uns über die nächste Welt erschliesst.
Es herischt Reue dort wie hier. D it waltet ruheloses
Bedauern und Bekümmerniss über eine hienieden begangene
schwere Sünde. Dort lebt eifriges Verlangen nach Vergebung
von Seiten Derer, welche der Geist während seines
Erdenlebens verletzte. Mit anderen Worten, die natürlichen
Wirkungen böser Thaten folgen uns bis in die nächste Phase
unseres Lebens; und in jener Phase des Lebens, wie in
der gegenwärtigen, bessern wir uns und streben nach besseren
Dingen vermittelst der Reue......Noch eine andere
Folgerung schliesst sich an, dass, wenn dergleichen spirituelle
Erscheinungen sich zeigen, das Bemühen, eine Verbindung
mit dem sich mittheilenden Geiste zu begründen,
sowohl zum Segen des Bewohners der anderen Welt, als
auch eines verstörten Bewohners dieser Welt gereichen
kann. Auf diesem Wege hätte auch Mrs. Propert (s. Seite
25 des I. Theils der deutschen, pag. 224 der englischen
Ausgabe) von den nächtlichen Fusstritten befreit werden,
und im ruhigen Besitz ihrer Villa bis heutigen Tages bleiben
können. Ich bitte auch, den strengen Beweis von der Identität
des Geistes zu beachten, welcher durch Miss V's
Geschichte geliefert ist. Der Name der Wirthschafterin
war beiden Damen unbekannt, als der (vorgebliche) Geist
seine Botschaft übermittelte. Es war auch weder ein solcher
Name, noch ein derartiges Bekenntniss, wie es gemacht
wurde, zu vermnthen. Doch wurden auf Befragen sowohl
Name als Bekenntniss mit den Thatsachen, welche vor 30
oder 40 Jahren stattgefunden hatten, als in Uebereinstimmung
gefunden: um nichts von einer neuen Thatsache zu sagen,
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