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214 Fsyohische Studien» III. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1876.)
in einem alten Trödelkramladen in Paris ein sehr altes,
aber schönes Spin et als Geschenk für seinen Vater, welcher
ein Enkelsohn des berühmten Sebastian Bach, Componist
und Musikliebhaber ist. In der darauf folgenden Nacht
träumte der ältere Bach, dass er einen hübschen jungen
Mann in ein altes Hofkostüm gekleidet sähe, der ihm sagte,
du ss ihm das Spinet von seinem Herrn, dem König Heinrich,
geschenkt worden sei. nierouf erklärte er, auf ihm eine
Melodie mit einem vom König zur Erinnerung an eine
Dame, die er gewaltig liebte, gedichteten Liede spielen zu
wollen: er that diess, und M. Bach erwachte in Thränen,
so war er von dem Pathos des Liedes ergriffen. Er schlief
sodann wieder ein; und beim Erwachen am Morgen war
er verwundert, auf seinem Bette einen Bogen Papier zu
finden, auf dem in ganz alten Schriftzügen sowohl die
Textesworte als die Noten des Liedes standen, das er in
seinem Traume gehört hatte. Er ermittelte seine Abstammung
von Henrich III, und das auf dem Spinet eingeschriebene
Datum war noch einige Jahre älter. M. Bach zeigte vollständig
erstaunt das Lied seinen Freunden, und unter ihnen
befanden sich einige Spiritualisten, von denen er zum ersten
Male ihre Erklärung der Phänomene vernahm. Jetzt kommt
der wunderbarste Theil der Geschichte. M. Bach wurde
selbst ein Schreibmedium; und durch seine Ha ad wurde
unwillkürlich eine Erklärung geschrieben, dass im Innern
des Spinets, in einem geheimen Winkel in der Nähe des
Tastaturkastens ein an das Gehäuse genagelt gewesenes
Pergament sich befände, welches die von König Heinrich
geschriebenen Zeilen enthalte, als er das Instrument seinem
Musiker schenkte. Die vierzeilige Stanze, welche auf das
Pergament geschrieben gefunden werden sollte, ward auch
mitgetheilt, und hierauf folgte die Unterschrift — Baldazzarini.
Vater und Sohn begaben sich hierauf ans Werk, diese verborgene
Rolle zu suchen, und fanden nach zweistündiger
genauester Nachforschung in einem engen Spalt ein Stück
alten Pergamentes, etwa 11 Zoll lang und 3 Zoll breit,
das in sehr alter Schrift beinahe dieselben Worte enthielt,
welche M. Bach geschrieben hatte, und mit — Henry unterzeichnet
. Dieses Pergament wurde auf die Kaiserliche
Bibliothek genommen und erfahrenen Alterthumskennern
vorgelegt, welche es als ein unzweifelhaft echtes Autograph
oder eigenhändiges Schriftstück von Heinrich III. erklärten.
Dieses ist die Geschichte; aber Mr. Owen befriedigt
sich nicht mit Ermittelung dieser Thatsachen erster Hand
und mit dem Erhalten von Photographien des Spinets und
des Pergaments, von welchen beiden er gute Abbildungen
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