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Prof. Dr. Franz Hofimann: Dühring und Wallaoe. 267
sirenden Naturalismus der deutschen Nachfolger Darwins. Da
nach den Darwinisten das Geistige aus dem absolut Geistlosen
entsprungen sein soll, so ist ihre Theorie Cultus des Geistlosen
. Auch Alfred Kussel Wallace huldigte nach eigener
Aussage eine Zeit lang dem Materialismus, der in England
seit langer Zeit seine Vertreter hatte und von Frankreich
und Deutschland her nicht wenig genährt wurde. Aber
in seiner Sammlung von Essais: „Beitrage zur Theorie der
natürlichen Zuchtwahl",*) findet sich dieser Standpunkt nicht
mehr vertreten, und in den letzten Partien dieses berühmten
Werkes spricht sich nicht etwa der Darwinsche Deismus,
sondern eine Ansicht aus, die schwerlich genauer bezeichnet
werden kann, denn als unsterblichkeitsgläubiger Persönlichkeits
-Pantheismus.**) Wallace erklärt es ausdrücklich für
einen grossen Schritt vorwärts, wenn man von der Ansicht
frei werde, dass Materie ein Ding an sich sei, welches
per sc existiren könne und ewig sein müsse (unzerstörbar
und unerschaffen). Vielmehr sei zu glauben, dass Materie
als ein Wesen verschieden von der Kraft nicht existire und
dass Kraft ein Product des Geistes sei (er meint natürlich
des Universal- oder Weltgeistes, Gottes)» Daher möge alle
Kraft Willenskraft sein und behauptet werden können, dass
das ganze Universum nicht nur abhängig von dem Willen
höherer Intelligenzen oder einer höchsten Intelligenz, sondern
thatsächlich eben dieser Wille sei.***)—Nur dann könnte
man diesen Ausspruch rein theistisch verstehen, wenn der
Wille der höchsten Intelligenz als ein frei schöpferischer
bezeichnet wäre, was aber wenigstens ausdrücklich nicht
geschehen ist. Der Weg aber, auf welchem Wallace aus
dem Materialismus zum Spiritualismus geführt wurde, ist
deutlich erkennbar. Vor die Frage gestellt, die der Materialismus
, wenn er nicht schon beim ersten Schritte zum
Scheitern kommen sollte, zu lösen hätte und lösen müsste,
wie Empfindung, Bewusstsein, Denken möglicherweise Produkt
der Organisation sein könnte, fand er, dass sogar
Tyndall (wie in Deutschland Dubois-Reymond) den lieber-
gang von den physikalischen Vorgängen im Gehirn zu
den entsprechenden Thatsachen des ßewusstseins für un-
*) Beiträge »ur Theorie der natürlichen Zuchtwahl. Eine Keine
von Essais von A. R. Wallace Aotorisirte deutsche Ausgabe von
Adolph Bernhard Meyer. Erlangen, E. Besold, 1870.
**) Diese Lehre mag man insofern eine Form des Theismus
nennen, inwiefern sie den Grundgedanken des Theismus, Gott als
absoluten Geist anerkennt,
***) Beiträge zur Theorie der natürlichen Zuchtwahl, S. 423, 424*
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