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276 Psychische Studien. III. Jahrg. (>. Heft. (Juni 1876.)
Das Volumet er ein Messer seelischer Erregungen.
„Das Ausland" enthält in No. 0 vom 7. Februar
er. einen Artikel: „Das Volunieter, ein neuer physiologischer
Apparat," worin nach der Leipziger naturwissenschaftlichen
Zeitschrift „Aus der Natur" behauptet wird,
dass mittelst desselben Aufschlüsse über gewisse innere
Vorgänge im menschlichen Körper, z. B. über die Entstehung
und den Verlauf des Schlafes, dei Träume u. s. w.
erhalten werden könnten* In das offene Ende eines grösseren
Cylinders wird der Arm eines Menschen hineingeschoben
und ein wasserdichter Abschluss zwischen Cylinder und
Arm durch Kautschuk derart hergestellt, dass die Blut-
cirkulation nicht gehemmt ist. Mit dem anderen geschlossenen
Ende steht ein etwa ein Meter langes horizontales
Glasrohr von engem Kaliber in Verbindung. Dessen
Ende wird verschlossen und durch eine ebenfalls verschliess-
bare Oeffnung im Cylinder der Raum zwischen demselben
und dem Arme mit gefäibtem lauwarmem Wasser luftdicht
ausgefüllt. Nach Wiederverschluss des Cylinders wird die
enge Eöhre vorn geöffnet, wobei die Flüssigkeit in derselben
etwas vordringt, aber in Folge des Luftdrucks dennoch
zurückgehalten wird. Volum Veränderungen des Armes
müssen nun ersichtlich werden. Zuerst bemerkt man rhythmisch
wiederkehrende kleine Schwankungen der, Wasserstandes
in der engen Röhre, als Folge der Herzbewegungen
und des Athmungsprozesses, welche das Ein- und Austreten
des Blutes aus dem Arm anzeigen. Beim Einschlafen
des Menschen sieht man plötzlich ein rapides Vorschreiten
der Wassersäule, welche in kurzer Zeit das Rohr füllt und
bei jedem Pulsschlage sich tropfenweise ausleert. Hieraus
schliesst man, dass das Herz Blut an den Arm abgegeben
haben muss. Von der Periode des tiefsten Schlafes an bis
zum Erwachen in der Frühe beginnt die Wassersäule im
Beobachtungsrohre rückläufig zu werden. Tritt eine Erregung
irgend eines der Sinneswerkzeuge des Schlafenden
ein, so findet ebenfalls em momentaner Rückgang der
Wassersäule statt. Der Schlafende vernimmt oft die entferntesten
Geräusche mit mathematischer Sicherheit und gibt
diese Eindrücke unwillkürlich und unbewusst am Apparat
bekannt. Interessant ist die Beobachtung von Träumen
des Schlafenden, indem die Wassersäule deutlich durch
ihre unregelmässigen Schwankungen die Eindrücke des
Traumes, Zeit und Zeitdauer desselben registrirt. Auch
im Wachen werden die leisesten seelischen Erregungen durch
den Apparat blossgelegt. So z. B. bewirkt schon die einfache
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