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Hoffmann: Blicke in das verborgene Leben des Menschengeistes. 307
Ekstatischer und in Veränderungen der materiellen Körpersubstanz
und ihren molecularen Tätigkeiten, Nur dadurch
werde erklärlich, dass die materielle Körpersubstanz für
Feuer, Eisen und mechanische Gewalt unzerstörbar werde.
Hiermit aber sind doch die besonderen Vorgänge nicht erklärt
, und die Möglichkeit aus dem Jenseits stammender Einflüsse
ist damit nicht widerlegt. Von den Mitteln, Formen
und Gesetzen des magischen Erkennens handelt ein besonderer
Abschnitt, der eine grosse Zahl von mehr oder minder
gut beglaubigten Erscheinungen vorführt, die der Verf.
für erklärbar hält, entweder durch die Annahme einer momentanen
Participation am Wissen und Schauen eines höheren
umfassenden Princips, oder einer momentanen Steigerung
des individuellen Geistes zu unmittelbarem, von den Sinnen
unabhängigem Schauen und Erkennen. In dem Abschnitt:
„Visionäre, Seher und Propheten," darf man keine auch nur
annähernd erschöpfende Untersuchung erwarten, die freilich
mehrere Bände in Anspruch nehmen würde. Der Verf.
bringt meistens visionäre Personen aus neuerer Zeit zur
Sprache (Anna Jefferies, der Hufschmied von Salon, das
Mädchen von Toulon, Cozotte, Lamberti, Humphry ßavy,
Baal Schern), unter welchen die Somnambule Anna Marie
Weiss in Wien die hervorstechendste Erscheinung ist, von
deren Visionen und Voraussagungen der Verf. ausführlichere
Mittheilungen macht. Nachträglich berührt der Verf. noch
Franz von Assisi, Hildeyardis, Angela von Foligno, Richard
von Verdun, Dorothea, Maria von Toledo, Ursmer von Lobbes^
Er min, Thomas v. Aquin, Theresia. Obgleich der Verf. die
meisten dieser Erscheinungen als unwillkürliche Produktionen
der Menschen, der Seher und Seherinnen, der Medien
angesehen wissen will, so räumt er doch Fälle ein, wo
diese Erklärung nicht statthaft sei, ohne doch die geforderte
Unterscheidung für jeden Fall besonders vorzunehmen.
Die wichtigste Partie der besprochenen Schrift dürfte die
letzte sein, welche, „Ansichten und Aussichten" überschrieben
, von der Construktion des Menschen und von der persönlichen
Fortdauer handelt. In der ersten tritt der Verf.
mit triftigen Gründen dem Materialismus entgegen und
schliesst mit der Annahme geschaffener monadischer Wesen
verschiedener Art (geistiger und natürlicher), denen allen
er Unvergänglichkeit zuschreibt, so jedoch, dass die dem
universalen Geist verwandteren, darum mit der Anlage zum
Bewusstsein ausgestatteten, in der ersten Periode ihrer Ent-
wickelung der sogen, materiellen als Substrat und Bedingung
bedürfen. „Wach dieser Vorstellung ist der Geist des
Menschen ein wesentlich substantieller, sich entwickelnder,
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