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308 Psychische Studien. III. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1876.)
mit wirksamen Kräften und angeborenen Ideen, namentlich
des Raumes und der Zeit, des Uebersinnliclien ausgestattetes
"Wesen, fähig, durch die Zustände anderer Wesen angeregt
zu werden und wieder auf sie zu wirken. Auf Grund der
ihm immanenten .Formen und regulativen Ideen verhält er
sich zugleich in seinem unbewussten Leben als organisiren-
des Princip, und erzeugt als menschlicher Geist mit den
materiellen Atomen die Tetalerscheinung des Menschen."
Man sieht, weiter als zur ihm wahrscheinlichen Hypothese
wagt der Verfasser nicht vorzugehen. Seine Hypothese ist
eine bedingte Monadologie, welche im Unterschiede von anderen
Formen monadologischer Philosophie eine Scheidewand
zwischen mit der Anlage zum Bewusstsein (geistigen
Sein) ausgestatteter und mit solcher Anlage nicht ausgestatteter
Monaden (Atomen) errichtet. Die Haltbarkeit
dieser Hypothese zu prüfen, ist hier nicht der Ort. In
seiner Untersuchung über die persönliche Fortdauer nimmt
den grössten Raum ein Bericht über die Unsterblichkeitslehren
des Alterthums, des Mittelalters und der Neuzeit ein,
zwar lehrreich, aber doch nur beliebig aus dem unübersehbaren
Felde das dem Verfasser zufällig Zunächstliegende
herausgreifend. Auch Baader und Schetting werden berührt,
aber wenigstens der erste nur sehr ungenügend und Sendling
erst eingehender in den angehängten Zusätzen. Die
grosse Bedeutung Baaders für die Unsterblichkeitsielire tritt
in dieser Weise gar nicht hervor und ebenso wenig der
Einfluss, den er auf den Umschwung Schellings vom Unglauben
zum Glauben an die Unsterblickeit naehgewiesener-
maassen geübt hat. Auf Seite 286 sagt der Verfasser: ,,Zu
des Apostels Paulus Lehre von dem ätherischen Leibe der
Seele haben sich auch Eschenmayer, Kerner und der geistvolle
Psysiolog Burdach bekannt (Blicke ins Leben II, 296),
Eine Materie, welche für unsere Sinne nicht zugänglich ist, entweicht
aus dem sterblichen Leibe. Zwischen Seele und
und träger Nervensubstanz möge im Nervensystem ein vermittelndes
, feines, für unsere Sinne unwahrnehmbares Agens
vorhanden sein, das im Tode vom Nervensystem sich ablöst
und Träger der sich entbindenden Seele wird, deren Verkehr
mit der Körperwelt es bisher vermittelte. Mit gewissen
Modificationen findet sich diese Vorstellung auch
bei den Spiritualisten der Gegenwart." — Der Verf. konnte
wissen, dass mit dieser Lehre Baader allen von ihm genannten
Forschern vorausgegangen ist. dass sie in seinem
Systeme nicht ein zufälliges oder blos beiläufiges, sondern
ein nothwendiges Moment ist und in diesem weitaus die tiefsinnigste
Begründung gefunden hat. Sehr mit Recht nennt
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