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320 Psychische Studien. Ht Jahrg. 7. Reit (Juli 1876.)
die Beschränktheit der menschlichen Vernunft genannt,
aber keine einzige derartige Stelle aus seinem Werke: „Die
wissenschaftliche Ansicht des Uebernatürlichen" wörtlich angezogen
, sondern nur eine kritische Besprechung derselben
aus dem September-Hefte 1875 der „Psychischen Studien"
S. 419 ff. dafür beigebracht. Herr Paul Majunke schliesst:
— „Sein (Wallaeds) Glaube ist nämlich der Spiritualismus
. Wir sind weit entfernt, die Realität der
Thatsachen, welche Wallace zur Begründung seiner Unterzeugung
anführt, zu bestreiten, sind aber der Meinung,
dass es bei ihm nur einer verhältnissmässig geringen
theologischen Erudition bedürfen wird, um ihn zu der
Einsicht zu bringen, dass er jenem Afterglauben (!) huldige,
dessen Cultus uns die christliche Mystik als aus dämonischem
Einfluss hervorgegangen bezeichnet (Sic?!) Möge er
sich nur erst bemühen, das Lehrgebäude der katholischen
Kirche kennen zu lernen, — denn diese allein kann bei
den vom Unglauben zum Aberglauben, vom vollendeten
Subjectivismus zum starren Dogmatismus hinüberschwankenden
„christlichen" Systemen den tieferen Forschergeist befriedigen
, — und wir sind überzeugt, dass er bald bemerken
wird, wie er bisher nur einen Schleier für ein Bild gehalten
hat. Auch meinen wir, dass er dann seine anthropologische
Anschauung corrigiren und mit Inbrunst in das
Gebet einstimmen wird, welches jeder katholische Priester
auf dem ganzen Erdenrunde während des hl. Messopfers
verrichtet: „Deus qui humanae substantiae dignitatem mira-
biliter condidisti et mirabilius reformasti etc.'* —
Welche Einsicht Wallace durch seine neuesten theologischen
Studien über die Sache gewonnen, hat er
in seiner „ Verteidigung des modernen Spiritualismus
, seiner Thatsachen und Lehren" (Leipzig,
Ow. Mutze, 1875) bekannt gegeben, wonach er niemals in
demselben einen Afterglauben und einen blossen Schleier,
sondern das Bild der Wahrheit suchen und erkennen wird.
Er hat sinnenfällige, objective Thatsachen erlebt, die keiner
theologischen Correctur und Erudition bedürfen. Die katholische
Kirche selbst schwankt ja noch, wie angedeutet, zwischen
uraltem Sonnenkult (einem Afterglauben) und wahrer Grottesverehrung
hin und her. Herr Paul Majunke hat aber mit
seinen obigen Worten auch seinen eigenen Glauben an „Louise
Lateau, ihr Wunderleben und ihre Bedeutung im
Kirchenconflicte" (3. Aufl. Berlin, 1876) demnach
selbst als einen Afterglauben an dämonischen Einfluss gebrandmarkt
! Die christliche Mystik, auf die er sich stützt,
fischt eben wie jede andere Mystik im Trüben, und wo es
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