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372 Psychische Studien. III. Jahrg. 8. Heft, (August 1876.)
Ein vergessener Alchemist und Geislerbanner.
Moritz Busch erzählt in den „Grenzboten" No. 23 vom
2. Juni 1876 nach Prutz's Auszügen aus Friedrich Kart
Lauckhard's, des vergessenen und verlotterten pfälzer Vielschreibers
, in „Menschen und Bücher" von dessen Vater,
welcher evangelischer Pastor in der Unterpfalz gewesen,
dass dieser in seiner Jugend fleissig studirt und sich besonders
mit der Wolf scheu Philosophie beschäftigt. Deshalb
war er auch nicht orthodox, weil er die Hauptsätze
der lutherischen Lehre bezweifelte. Endlich „fiel er gar
auf die Bücher des berüchtigten Spinoza, wodurch er ein
vollkommener Pantheist ward". Doch war er mit seinen
ketzerischen Meinungen sehr zurückhältecd. Auch in anderen
Beziehungen war er ein maassvoller und besonnener
Mann, und weit mehr als seine Amtsbrüder in der Pfalz
hielt er auf gute Sitten und Lauterkeit des Wandels. Nur
eine Schwäche hatte der sonst achtbare Manu: er war ein
grosser Verehrer der AlcLymie und wollte durchaus Gold
machen. „Ein gewisser Musje Fuchs, welcher später, um
das Jahr 1760, wegen Falschmünzerei und anderen Hallunkenstreichen
in Schwaben gehangen wurde, hatte ihn
mit den Geheimnissen dieser edlen Kunst bekannt gemacht."
Trotz der Vorstellungen, welche die Frau Pastorin gegen
sein Laboriren erhob, fuhr er damit eifrig fort und jagte
viel schönes Geld durch den Schorastein. Zuerst hatte er
dabei &n einem bankerotten Apotheker und grossen Trunkenbold
aus der Nachbarschaft einen treuen Gehülfen. Derselbe
wohnte bei ihm im Pfarrhause und stand ihm nicht
bloss an dem Kolben und Schmelztiegel fleissig bei, sondern
schaffte auch alle möglichen alten Bücher herbei, welche
Belehrung in Betreff der hochedlen, leider nur so undankbaren
Kunst enthielten. Als er starb, musste cJem Pastor
ein gewisser Weichselfelder bei seinen Versuchen in der
Goldbereitung helfen. Derselbe hatte in Jena Theologie
studirt und war dann in einem Dorfe der Pfalz Pfarrer
gewesen, aber wegen unbändigen Trinkens und andeier
Ausschweifungen vom Amte gejagt worden, hörte in Giessen
Vorlesungen über Medicin, quacksalberte dann herum u. s. w.
Erst im hohen Alter stellte der alte Lauckhard seine Bemühungen
auf dem Gebiete der Alchymie ein, aber ohue
dass er von deren Thorheit und Fruchtlosigkeit überzeugt
gewesen, vielmehr behauptete der philosophisch geschulte
Mann noch 1787, bei dem letzten Besuche, den ihm sein
Sohn, damals Gefreiter in einem preussischen Musketierregiment
, von Halle aus machte, dass die Goldkocherei
allerdings eine ausführbare Kunst sei; das Schlimme bei
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