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374 Psychische Studien. III. Jahrg. 8. Heft. (August 1876.)
Menschenexistenz erreichen und selbst zum Grotte werden
tu s. w." — Wenn diese gar zu absichtliche Verlockung zur
und Beschönigung der Vielweiberei (Polygamie) mit dem
Worte spiritualistischer Wahnsinn bezeichnet und damit
vielleicht auch auf den modernen Spiritualismus hingezielt
wird, insofern der Reincarnationsglaube eines Zweiges desselben
, der Spiritisten, ähnliche Lehren zu vertreten scheint,
so sind doch die beiderseitigen Anschauungen und deren
sittliche Wirkungen grundverschieden. Aehnlieh sein, heisst
noch nicht, identisch d. h. ein und dasselbe sein. Wer kann
logisch die Vorexistenz unseres seelischen Lebens leugnen,
wenn er die Nachexistenz desselben als bewiesen betrachtet?
Es kommt lediglich auf das Wie derselben an — und hier
eröffnen sich zahlreiche Hypothesen, weiche nur an der
Hand der exactesten Erfahrung als richtig geprüft werden
können. Gesetzt nun, der Marmonenführer Young offenbarte
sich uns als Geist und theilte uns seine Erlebnisse mit
seinen zahlreich ihm angesiegelten Frauen mit, würden wir
da nicht deren Wirklichkeit, sofern wir niemals etwas von
seiner Gründung in Utah erfahren hätten, zum mindesten
als Wahnsinn oder als eine ganz verdorbene Phantasie betrachten
? Wir se^en hieraus, dass noch ein Unterschied
besteht zwischen dem, was faktisch richtig und dem, was
wahrhaft recht und gut ist. Es mag in Wirklichkeit auf
Erden und im Jenseits faktisch so verschrobene Gesinnungen
und Geister geben; aber dann ist es unsere Aufgabe
, mit unserer besten Vernunft zu prüfen, was uns
wahrhaft noth thut. So wenig, wie wir Young und seiner
Polygamie nachzuahmen brauchen, eben so wenig haben wir
anderen Lehren Folge zu geben, wenn sie uns den Maasz-
stab der in uns als Vernunft und Gewissen gegebenen
Sittlichkeit zu überschreiten scheinen. Gr. C W.
Kurze Notizen.
a) „Le Messager," ein halbmonatliches spiritistisches
Journal zu Lüttich (Bureau du Journal: chez J. Houtain,
Imprimeur-Editeur, rue Florimont, Tsfo. 37, a Liege) hat
mit No. i vom L Juli er. seinen 5. Jahrgang begonnen
und sagt in einer Ansprache an seine Leser, dass es durch
die Gemeinscaft religiöser Meinungen und guter inkarnirter
und desinkarnirter Geister geschaffen worden sei. Es steht
somit auf dem Standpunkte der Allan Jfardecschen Rein-
carnationslehre. Trotzdem respectirt es die Ansichten seiner
(wenn man diese Unterscheidung zwischen einem besonderen
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