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378 Psychische Studien. III. Jahrg. 8. Helt. (August 187G.)
von vielen sogenannten rcmkarnationsgliiubigen Spiriten im
Stillen wie öffentlich angefochtenen Verfahrens der „Psychischen
Studien," vorerst bei deutschen Lesern mit dem
Alphabet der mediumistischen Thatsachen beginnen zu
wollen. Unser Journal hindert Niemand, für sich selbst
weiter und höher fortzuschreiten zu grösseren und verwickeiteren
Aufgaben, wenn die von uns gesteckte ihm als zu
einfach und unbedeutend erscheinen sollte. Aber vielleicht
wird ein von Vielen verworfener Baustein bisweilen gerade
zum Eckstein des Gebäudes!
f) In einer kritischen Besprechung der Schrift: — ,,Dio
Probleme der Philosophie und ihre Lösungen,
Historisch - kritisch dargestellt von 0. Flügel*" (Kothen,
Schulze, 1876.) gr. 8. 5 M. — in den „Blättern für literarische
Unterhaltung" No. 27 vom 1. Juli er. finden wir deren klare
und lichtvolle Darstellung gerühmt, welche verwickelte
Probleme verständlich auseinandersetzt und den Leser zu
lebendigem Mitwirken an der Untersuchung anregt. Die
bisherigen Lösungsversuche der philosophischen Cardinalfragen
seien darin im Wesentlichen zu Grünsten des Herbar f-
schen Systems entschieden. Wir lernen dabei zuerst vom
Kritiker, dass der Raum kein Gattungsbegriff sei, als
welchen ihn der Verfasser irrthümlich dargestellt, sondern
eine Anschauung — nicht der Gegenstand einer Anschauung
—, wie schoi, Kant klargelegt habe. ,.Ist die Raumanschauung
ein Denken?*' so fragt er. „Ein Begriff? Nein! Sie ist
vielmehr nichts als eine subjective Prädisposition, in bestimmter
Weise anzuschauen, nicht zu denken, wenn ein
Inhalt gegeben ist. Die operirten Blindgeborenen beweisen
nichts. Denn nicht die räumliche Anschauungsweise an sich
wird allmählich ausgebildet, sondern die Empfänglichkeit
des peripherischen Organes, welches eben operirt wurde und
welchem die Sinnesnerven und ihre centralen Endigungen
sich nach und nach anpassen. Daher Liebmann diese Fälle
sehr wohl erwähnen kann, ohne die Idealität des Raums
aufzugeben." — Weiter hebt er hervor, dass der Verfasser
noch an der Hypothese vom stofflichen Substrate der Kräfte
festhalte. ,,Zu ihren Gunsten zerfällt ev mit der physikalischen
Atomistik, da er keine Fernwirkung zugeben
will. Dass er hier ebenso mit der Gravitationslehre im
Widerspruch stehe, bemerkt der Verfasser freilich nicht.
Doch hat die Annahme der sogenannten Fernwirkung nicht
die geringste Schwierigkeit, wenn man nur nicht mit dem
Verfasser blind am scholastischen Dogma festhält: .Kein
Körper wirkt, wo er nicht ist." Nein! Wo ist denn ein
Körper? Antwort: Wo er wirkt. Das Wirken ist das Ge-
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