Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
3. Jahrgang.1876
Seite: 416
(PDF, 150 MB)
Bibliographische Information
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416 Psychische Studien. III. Jahrg. 9. Heft. (September 1876.)

motivirt die Geisterbeschwörungen seines Faust aus dem
kühnen Wissensdurst, kraft dessen er auch ein Bündniss
mit dem Teufel wagt, wenn er hoffen darf, das Wesen der
Dinge zu durchdringen und sein Selbst zum Selbst der
Menschheit zu erweitern. Bei Calderon tritt der Dämon
ungerufen zu dem Weisen heran, um ihn von der vorhandenen
Wahrheit abzuziehen. Cyprianus schliesst den Vertrag und
kann ihn lösen, da der Dämon ihn nicht erfüllt, indem er
über Jastina keine Gewalt gewinnt. Bei Göthe ist der Vertrag
(Pact mit dem Teufel) von Anfang an nur bedingungsweise.

.. . Goethe sagt von Shakespeare, was von ihm selber gilt: —
„Es ist für den grössten Lebensvortheil zu achten, dass er
als Protestant geboren und erzogen worden. Ueberall erscheint
er als Mensch, mit Menschlichem vollkommen vertraut
; Wahn und Aberglauben sieht er unter sich und spielt
nur damit; ausserirdische Wesen nöthigt er, seinem Unternehmen
zu dienen; tragische Gespenster, possenhafte Kobolde
beruft er zu seinem Zweck, in welchem sich zuletzt Alles
einigt, ohne dass der Dichter jemals die Verlegenheit fühlte,
das Absurde vergöttern zu müssen, den allertraurigsten
Fall, in welchen der seiner Vernunft sich bewusste Mensch

gerathen kann/---

„Das Magische bleibt bei Calderon äusserlich; der
Dämon lässt einmal einen Berg durch Zauberspruch hin-
und herrücken und in demselben die schlafende Justina erscheinen
; aber Cyprianus*) wird weder von sich aus zur

*) Wie Faust, so ist auch Cyprianus ein Denker, der nach dem
Höchsten strebt. Vor dem Lärm der Götterfeste hat er sich in einen
Wald bei Antiochia zurückgezogen und sinnt dort über eine Stelle
im Plinius: ,dass Gott, durch sich selbst vorhanden, die höchste Macht
und Güte sei.4 So bewegt er sich auf dem Wege der Wahrheit, als
der Dämon wie ein verhörter Reisender zu ihm herantritt, um ihn davon
abzuziehen und seinen Zweifel an den Heidengöttern zu zerstreuen
, die einander begrenzend, mit sittlichen Gebrechen behaftet,
dem Begriff des wahren Gottes nicht entsprechen, der nur Einer sein
könne. Das hält Cyprianm in der Streitrede aufrecht, und der Dämon
beschliesst nun, ihn durch Sinnlichkeit seinem edlen Trachten zu entfremden
und zu verführen. Zwei Jünglinge, weiche beide die schöne
Christin Justina lieben und um deren Besitz gegen einander mit dem
Degen fechten, verweist er auf die Vermittelung des Weisen, der sich
erbietet, die Jungfrau zu fragen, wen sie vorziehe. Sie versagt sich
beiden; aber Cyprianus selbst, von ihrer Anmuth, ihrem Seelenadei
ergriffen, entbrennt für sie, und ebenfalls verschmäht, steht er am
Meeresstrand, bereit, seine Seele an ihren Besitz zu setzen. Ein Sturm
erhebt sich und schleudert ein Schiff an die Felsen. Einer der
Scheiternden rettet sich, der Dämon, der nun als Zauberer seine Macht
dem Cyprianus anpreist. Der Weise begehrt Unterricht in der Magie,
um die Geliebte zu gewinnen, und verschreibt dafür seine Seele mit
seinem Blute; wird doch Justim sein werden, in der sich alles Schöne


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