Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
3. Jahrgang.1876
Seite: 418
(PDF, 150 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1876/0426
418 Psychische Studien, in. Jahrg. 9. Heft. (September 1876.)

Anwendung gegenwärtig erreicht. Die wunderthätige Macht
ist unserem Dichter die Phantasie, die Schöpferin alles
lebendig reichen Schönen, und so erregt auch Mephistopheles
in Auerbachs Keller die Einbildungskraft der Studenten,
dass sie Wein zu trinken glauben, dass sie Trauben zu greifen
wähnen , wenn sie einander bei der Nase packen. *) Da
lässt Göihe uns einen Nachklang der Zauberschwänke vernehmen
; diese treten sonst zurück hinter die tiefsinnige Idee
des Ganzen und deren freie Gestaltung, und wenn Faust
dem Volksbuch gemäss die Helena vor dem Kaiser heraufbeschwört
, so muss er selber in das Eeich der Mütter hinabsteigen
, sich in den ewigen Grund der Dinge und die Tiefe
der eigenen Seele versenken, um die Vergangenheit neu zu
beleben . . . An die Stelle des Phantoms, das dem Cyprianus
nur von dem Staub- und Aschewerden alles Irdischen spricht,
tritt (bei Goethe) die neubelebte, unverlierbare Herrlichkeit
des Melenenthums, die den Einklang des Geistigen und
Natürlichen, die Erscheinung des Ewigen im Sinnlichen darstellt
." --

"Wenn Cartere noch behauptet: „Die Liebe zum Symbolischen
ist ein gemeinsamer Zug bei Goethe und bei Calderon",
so liegt wohl immer ein allgemeiner tieferer Sinn hinter den
besonderen Bildern Derselben; aber in Wirklichkeit sind
nicht alle vermeintlichen Bilder nur solche, sondern sie entsprechen
doch zum Theil faktischen Erlebnissen und gewissen
bestimmten Thatsachen ihres magischen Erfahrungskreises.
Es ist somit nicht Alles blosse Dichtung, ein blosser Aus-
fluss der gestaltenden und versinnbildenden Phantasie. Wenn
es z. B. im Volksbuche heisst: „Faust nahm Adlerflügel,
wollte alle Gründe am Himmel und auf Erden erforschen,"
so kann diess ebensowohl eine sinnbildliche oder allegorische
Redensart, wie der Ausdruck der Thatsache eines primitiven
Plugversuchs sein. Aehnlich ist wohl auch die Sage, dass
Faust auf einem Weinfasse aus Auerbachs Keller geritten

der Dämon verkündet aus derselben, dass Cyprianus und Justina vereint
in die himmlische Seligkeit eingegangen, und dass er selber es
gewesen, welcher von Justina*s BalSon herabgestiegen u. ein andermal
in inr Gemach eingeschlichen sei, um den Sinn der verliebten
Jünglinge zu verwirren und Justina's Euf zu beflecken u. s. w. — So
schildert uns Carriere den Thatbestand des Calderon'sehen Stückes.
Wir kennen nur noch eine Sage, welche an Alter und Schönheit
dieser gleich kommt und das Wesen der Magie trefflich enthüllt —
die Sage vom seligen Büsser Aegydius aus des Jesuiten Benschenius
Werken, die wir gelegentlich unseren Lesern zur Vergleichung vorlegen
wollen. — Der Referent.

*) Wir verweisen in Betreff der Wahrscheinlichkeit einer reelleren
Deutung dieser Soene zurück auf Seite 374 ff. der „Psych. Studien«
im August-Heft 1874. — Der Referent,


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