Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
3. Jahrgang.1876
Seite: 423
(PDF, 150 MB)
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Ein noch ungeschlichteter kirchlicher Streit über die Engel. 423

Eiu noch uugesehlichteter kirchlicher Streit über die Engel,

Der Franziskanerpater Ludovico Maria Sinisirari, welcher
, 1622 geboren, fünfzehn Jahre lang in Pavia Theologie
lehrte, später General-Viear von Avignon, Theologe des Erzbisehofs
von Mailand und Beisitzer der Grossen Inquisition
war, ausser anderen Büchern einen Criminal-Codex für den
Franziskanerorden verfasste, im Jahre 1700 zu Venedig sein
Hauptwerk: „De delictis etpoenis" herausgab, das zu Rom
1754 in 2. Auflage erschien, nachdem es 1709 auf den päpstlichen
Index gestellt worden war, und 1701 starb, hat einen
wegen kirchlichen Verbots niemals gedruckten und bisher
fast ganz unbekannten Tractat: „De Daemonialitate,
et Incubis et Succubis'4' hinterlassen, welchen Herr Is.
Liseux vor 3 Jahren bei einem Londoner Antiquar im lateinischen
Original-Manuscript entdeckte und ins Französische
übersetzt unter folgendem Titel herausgab: — „De la
demonialite, et des animaux incubes et succubes.
Par le P&re L. M. Sinisirari d'Ameno. Ouvrage inedit,
publie d'apräs le manuscrit original et traduit de latin par
Is. Liseux. (Paris et London, 1875)." — Die von ihm behandelte
Dämonialität ist nach einer im „Literarischen Cen-
tralblatt" No. 20/1876 enthaltenen Besprechung nichts Anderes
als „verbotener Umgang oder Verkehr mit einem
Incubus oder Succubus, d. h< einem männlichen oder weiblichen
Dämon oder Geist oder Alp." Wir erfahren daselbst,
dass Sinisirari seine Geister unter die Engel rangirt, um
die widersprechenden Entscheidungen zweier Concilien zu
versöhnen. Das zweite nicäische Ooncil lehrt nämlich, dass
die Engel Körper besitzen und materiell seien, während das
lateranische Concil ebenso positiv entschied, die Engel be-
sässen keine Körper und seien nur geistig. Deshalb theilt
Sinisirari seine Engel in eigentliche und in gefallene Engel,
letztere Teufel, zu denen auch seine Incubi und Suceubae
gehören. Er sucht aber letztere zu rehabiJitircn und sogar
als besserungs- und erlösungsfähig zu erweisen, wofür er
Beispiele beibringt. "Was der Recensent L K—r hierüber
meint, kann man im „Liter,Centralblatte" finden, er schliesst
mit den bezeichnenden Worten: — „Als ein Beispiel einer
individuellen Verirrung würde dieses Werk wenig zu bedeuten
haben; aber de facto ist es nur eine folgerichtige
Consequenz der Lehren der Kirche über unsichtbare Dinge
und ein Bild der geistigen Stufe, auf der Europa angelangt
wäre, hätte der Einfluss der scholastischen Philosophie nicht
ein Gegengift gefunden in der klassischen Gelehrsamkeit
und den Experimentalwissenschaften." — Wenn nun aber


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