http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1876/0452
444 Psychische Studien. III. Jahrg. 10. Heft. (October 1876.)
Dieses geistige Wesen ist unsterblich.
Tod ist die Trennung dieses Doppelwesens und verursacht
weder eine intellektuelle, noch moralische Veränderung
des Geistes.
Der Geist steht in demselben Verhältniss zur Geisterwelt
, wie der Mensch zur physischen Natur.
Der Geist muss, dort wie hier, selbsteigen sein Glück
(salvation) begründen und empfängt Lohn für Tugend und
Strafe für Laster. Glückseligkeit kann mir durch Ent-
wickelung erlangt werden.
Es existiren keine willkürlichen Gesetze, kein jüngstes
Gericht oder Sühnopfer für böse Thaten, ausgenommen
durch die Leiden des Schuldigen.
Die Kenntnisse, Errungenschaften und Erfahrungen
des Erdenlebens bilden die Grundlage des zukünftigen Daseins
. Fortschreitende Entwickelung der geistigen und
moralischen Kräfte ist die stetige Bestimmung des indivi-
dualisirten Geistes. Wie auch immer der moralische und
geistige Zustand der Abgeschiedenen sein mag, sie könne«
unter gewissen fest bestimmten Bedingungen zurückkommen
und mit den Menschen in Communication treten.
Da die geistige wie die physische Welt nach ewigen
ehernen Gesetzen regiert wird, so kann es weder Wunder
noch übernatürliche Begebenheiten geben. Geist ist das
wesentlich Wirkliche — und individualisier Geeist der
höchste Typus der Schöpfung. In dieser Weise gestaltet
sich die Menschheit zu einer Famüie von Geschwistern,
welche ihre Entwickelung unter denselben Verhältnissen anfangen
und fortführen, und ist in sofern göttlichen Ursprungs
, begabt mit unbeschränkten Anlagen.
Der Spiritualismus ermuntert zu den erhabensten
geistigen Bestrebungen und kräftigt das Seelcnvermögen
durch das Vorführen nur würdiger Beweggründe, spornt zu
den höchsten Anstrebungen und prägt ein edles Selbstvertrauen
ein. Er befreit die Menschheit aus den Fesseln der
Autorität der Bücher und Glaubenslehren; als einzige
Autorität die Wahrheit anerkennend, und d^e Vernunft
als deren Dolmetscher.
Er strebt nach einer ganzen und vollständigen Ausbildung
der Menschheit — physisch, moralisch und geistig.
Jedes Individium muss sich selbst ein Gesetz sein, und seine
eigene Philosophie schaffen, und Jedermann dasselbe Vorrecht
gestatten.
Dieses Darlegen von Grundsätzen stützt sich nicht auf
die Autorität Anderer; auch hat es nichts mit Wundern
zu schaffen. Es muss mit dem Fortschritte der Wissen«
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1876/0452