Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
3. Jahrgang.1876
Seite: 465
(PDF, 150 MB)
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Prf. Haeckel über die Atomseele mit unbewusstem Gedächtniss. 465

zu lassen scheine, ersetzen zu können. Er geht von der
Ansicht aus, dass jedes Atom eine inhärente Summe von
Kraft besitzt und in diesem Sinne „beseelt" sei. „Ohne
die Annahme einer Atomseele" — sagt er — „sind die
gewöhnlichsten Erscheinungen der Chemie unerklärlich.
Lust und Unlust, Begierde und Abneigung, Anziehung und
Abstossung müssen allen Massenatomen gemeinsam sein;
denn die Bewegungen der Atome, die bei Bildung und
Auflösung einer jeden chemischen Verbindung stattfinden
müssen, sind nur erklärbar, wenn wir ihnen Empfindung
und "Willen beilegen*" — Nachdem er so zu der Ansicht
gekommeu, dass jedes Atom mit Empfindung und Willen
begabt ist, fühlt er das Bedürfniss, auch nach anderen
Eigenschaften der Materie zu suchen, durch welche sich die
Organismen von den übrigen Anorganen, die Plastidule von
den übrigen Molecülen unterscheiden und welche das Wesen
des „Lebens"' in engerm Sinne bilden. Als die wichtigste
dieser Eigenschaften erscheint ihm die Fähigkeit der Re-
produetion oder des Gedächtnisses, welche — wie er
behauptet — bei jedem Entwickelungsvorgange und namentlich
bei der Fortpflanzung der Organismen in Wirksamkeit
trete. Nach seiner Ueberzeugung besitzen alle Plastidüle
„Gedächtniss" und zeichnen sich dadurch vor den übrigen
Molecülen aus. Er fusst dabei auf Ewald Hering'$ bekannter
Abhandlung „über das Gedächtniss als eine allgemeine
Function der organisirten Materie," Aber er fasst es nicht
wie dieser als eine allgemeine Function aller organisirten
Materie, sondern nur der wirklich lebenden — des von ihm
sogenannten Piasso n.(?) „Jedes tiefere Nachdenken" —
heisst es Seite 41 der Broschüre — „überzeugt uns, dass
ohne die Annahme eines unbewussten Gedächtnisses der
lebenden Materie die wichtigsten Lebensfunctionen überhaupt
unerklärlich sind." — So mystisch (und wohl auch
sich selbst widersprechend) diese Zeilen Herrn Zacharias
klingen mögen, (denn ein Gedächtniss, das unbewusst ist,
hebt sich eben von selbst auf, ist kein Gedächtniss,) sie
müssen ihn doch mit Anderen zur Ueberzeugung führen,
dass allen tieferen Denkern eine bloss mechanische Ent-
wickelungstheorie des Lebens nicht genügt und dass Haeckel
mit dieser Erklärung bereits in das Lager der „Philosophie
des Unbewussten" übergegangen ist, ja mit einem Schritt
schon auf der Schwelle des modernen Spiritualismus steht.
Möge er nur muthig weiter forschen und dringen!

Faychisdho Studien. October 1876.


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