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474 Psychische Studien. III. Jahrg. 10. lieft (October 1876.)
dass in diesem Schriftsteller uns eine überwiegend edle und
tüchtige Persönlichkeit imponirend entgegentrete „die zwar
gelegentlich der Rohheit ihren Tribut zahlt, aber nur in
einem Punkt, ini Hexenwahn, von der greuelvollen Missbildung
und Zerfahrenheit ihrer Tage ergriffen ist.** — Diese letztere
Notiz veranlasst uns zu dieser Mittheilung, weil aus ihr
hervorgeht, dass diesem scharfen Beobachter seiner Zeit
Thatsach en in Bezug des Hexenglaubens vorgelegen haben
müssen, welche den Forscher vielleicht auf eine neue Quelle
ntediumistischer Phänomene leiten, die damals nicht ganz
richtig gedeutet und jetzt total falsch als bloss illusorischer
Wahn aufgefasst werden. Wann werden unsere Natur-
und Geistforscher hinter dem sogenannten Hexenwahn
wirkliche Aeusserungen gewisser kraftbegabter Menschen
wittern ?
g) Herr Schuldirector Gustav Hauffe in Dresden hat
eine Reihe von früher gehaltenen Vorlesungen in 2. Aull,
veröffentlicht unter dem spannenden Titel: „Talente und
sogenannte besondere Anlagen hat der Mensch
nicht. Gedanken über Befähigung und Ausbildung
des menschlichen Geistes. Philosophisch-psychologische
Studie.'* (Leipzig, Sigesmunä Volkenings 1876). Er ist
der Meinung, dass Charakter und Beruf der Kindel einzig
durch Erziehung auf Grund der gegebenen Verhältnisse präde-
terminirt oder voraus bestimmt werden können Er leugnet
eine Präformation, Prädisposition und Prädetermination des
Geistes von Geburt aus in dem Sinne, dass nur dadurch die
auftretende Verschiedenheit der Anlagen zu erklären sei.
Alle Menschen seien ursprünglich gleich, (was nebenbei
auch Davis in seinem „Reformator'4 schon längst behauptet
und begründet hat). Von irgend ausgebildetem Geist bringt
der Mensch nichts mit auf die Welt, so wenig eine in die
Erde gelegte Erbse schon Blätter hat, oder so wenig die
erst in Bildung begriffene Steinkohle unser Leuchtgas ist.
Er — entwickelt sich erst fortschreitend, wie Alles in d<»r
Natur." Es beruht diess nach ihm auf Erfahrungs-Thatsaohen
Wir empfehlen die Leetüre derselben nicht bloss Pädagogen,
sondern allen unsern spiritualistischen Lesern, welche sich
über die Entwickelung des Geistes unterrichten wollen,
h) Das „Leipziger Tageblatt" von; 11. September er,
bringt folgende zwei Nachrichten, welche wir unseren in
München und Innsbruck wohnenden Lesern zur gefälligen
Notiznahme und gelegentlichen Bestätigung oder Berichtigimg
mittheilen. Besonders scheint die Spukgeschichte in Dorf
Mieders einer genaueren Nachforschung würdig zu sein, als
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