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490 Psychische Studien. III. Jahrg. 11. Heft. (November 1876.)
hellsehend vom Medium vor O e f f n u n g der Linse angegeben
. Es lag mir nichts daran, meinen eigenen Kopf
deutlich zu erhalten, daher drehte ich mich während der
Exposition, um mit meinem Auge das ganze Feld zu
beherrschen. Die Camera stand während etwa zwanzig
Aufnahmen auf demselben Flecke fixirt. Auf sieben aufeinanderfolgenden
Platten zeigte sich die Figur, und als
ich dann aus der Gruppe (vier) trat und verschiedene Versuche
mit dem Medium allein oder zu Zweien machte, erfolgte
kein Kesultat; also nur, nachdem wir uns nach
Angabe durch „Klopfen" arrangirt hatten. Ich dehnte die
Zahl der Aufnahmen aus, um die zudringliche Zufallstheorie
zu vernichten, die etwa durch eine neckische Eeflection im
Zimmer die sonderbare Wolke erklären möchte. Diess müsste
sich natürlich jedesmal wiederholen, da der Apparat unverrückt
blieb, und zugleich wird die letzte Möglichkeit, das
Eindringen von Strahlen durch eine zufällige Oeffnung in
der Camera, entkräftigt, welches ja ebenfalls dann auf jede
Platte treffen müsste. Als wenn aber der Teufel sich
überall hinzuschleichen wüsste, wo er die Enthüllung
einer neuen Wahrheit wittert, wurde dennoch mein
schönes Werk fast machtlos! — Das Licht war höchst ungünstig
, und keine Einzelheiten wollten sich ausprägen,
nur die Massen erschienen. Der bewusste Photograph verstand
diess sofort und erklärte, wie er um diese Zeit (De-
cember) die meisten Kunden abwies wegen des gelblichen
Lichtes, welches bei langen Sitzungen doch nur die hellsten
Details und schwach wiedergäbe. Ich habe daher selbst
von wissenschaftlichen Leuten hören müssen, wie die
Fantasie herbeigezogen werden müsse, in dieser „Wolke"
einen menschlichen Kopf zu entdecken. Allerdings wir
Zeugen, die wir die Erscheinung oft vorher ebenso geformt
gesehen, konnten schnell genug die Bedeutung finden, aber
was leisten wir gegen die Fantasie der Zweifel süch-
tigen! Ich will nun mein Experiment nicht vom malerischen
, sondern wissenschaftlich en Standpunkt
beantwortet wissen, und in diesem Sinne opfere ich gern
meine eigne innere Ueberzeugung und trete wissbegierig den
hochberühmten Herren Gelehrten gegenüber und frage:
„Wie erklären Sie diese Kleckse, sich wiederholend?"
Wenn ich hierauf eine Antwort erhalte, die nicht die Lachlust
erweckt, will ich als reuiger Veriirter nach Hause
gehen. Vorläufig sage ich, dass mein erzieltes Eesultat,
trotz der mangelhaften Ausstattung, den besten
wissenschaftlichen Beweis in sich trägt.
Nach weitern sieben Monaten erklärte Buguet Alles
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