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500 Psychische Studieii. III. Jahrg. 11. Hott. (November 1876.)
lehrungsquelle nur das, was man mediunüstische Communicationen
oder G eistermitthcilungen nennt,
welche bis jetzt eine sehr wenig befriedigende Quelle für
positives Wissen und wissenschaftliche Grundlagen sind;
auch bietet Punkt e, bis jetzt die schwächste Seite des
Spiritualismus dar. Alle Offenbarungen und Auseinandersetzungen
, welche wir auf dem Wege mediumistischer Ooin-
munication erhalten haben, erklären sehr wenig und sind
mehr oder weniger einander widersprechend. Sehen wir
z. B. die Erklärung des ursprünglichen mediumistischen
Phänomens, des sog. Geisterklopfens, welche von den
Hervorbringern dieser Klopflaute selbst gegeben worden ist:
welche Menge von Theorien, welche ungenügenden Erklärungen
! Sehen wir die Beschreibungen der Geisterwelt, die
von den Bewohnern dieser Welt selbst gegebeu wurden:
welche Abweichungen und Widers])rüche!
Ich will glauben, dass man uns zugestehen wird, der
Gang, welchen wir angedeutet haben, sei ein logischer; man
wird zu gleicher Zeit sehen, dass beim Studium der Punkte
a, b, c, tf7 unserer Untersuchung die Theorie der Reincarna-
tion keinen Platz findet. Sie erweist sich als auch gar
nicht nothwendig zur Erklärung des geringsten der mediu-
mistischen Phänomene; und in Wirklichkeit habe ich niemals
gefunden, dass die „Spiriten" jemals zu diesem Zwecke sich
auf sie berufen hätten.
Einzig und allein unter der Rubrik e, könnte diese
Lehre ihren Platz linden als ein Gesetz moralischer Discip-
in, das der Welt der Geister eigen ist und ebenso wie alle
übrigei Belehrungen über die Geisterwelt nur allein den
mediumistischen oder mesmerischen Communicationen
angehört. Ich halte mich nicht mit der Unterscheidung
dieser beiden Kategorien auf, sondern ich stütze mich bloss
auf ihren Werth als Communicationen.
Hier bietet sich eine beachtenswerthe Thatsache dar:
ein Theil der mediumistischen Communicationen ignonrt
oder leugnet diese Lehre; ein anderer Theil dieser Mittheilungen
behauptet und vertheidigt sie. Unter allen
Widersprüchen mediumistischer Mittheilungen ist dieser der
grösste und positivste. Während wir bei den anderen Mittheilungen
bezüglich der Geist er weit und der Existenz der
Geister Abweichungen finden, so befinden wir uns hier
Angesichts eines absoluten Widerspruches. Diese Thatsache
ist nicht zu leugnen. Der logische Schluss daraus ist, dass
die Lehre der Reincarnation, welche sich unter der Rubrik e,
als der bestrittenste Gegenstand herausstellt, sogar in dieser
Rubrik den letzten Platz einnehmen und zuletzt studirt
werden muss.
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