Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
3. Jahrgang.1876
Seite: 505
(PDF, 150 MB)
Bibliographische Information
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Alexander IJofferö: Ueber Phrenologie

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Seitenhaupt, wo die Leidenschaften ihren Sitz haben, keine
Bntwickelung zeigen.

Die Leidenschaften aber, welche häufig den Verstand
mit sich hinweg reissen, geben ihm gleichwohl nützliche Impulse
; es ist z. B. der Sinn für Selbstachtung und Religion
mit dem Gefühl für Recht und Würde; es ist der Sinn für
das Wunderbare, welcher Erfindungen weckt, der Erwerbssinn
, welcher die Industrie belebt, der Zerstörungstrieb,
welcher Kraft und Zorn erzeugt, es ist die Ruhmsucht oder
Beifallsliebe, die den Heroismus nährt, der Geschlechtstrieb
m't seiner Zärtlichkeit, welcher der Erhaltung der Gattung
dient u. s. w. Selbst die eingefleischtesten Philosophen
haben den egoistischen Forderungen ihrer Naturtriebe gehorcht
, sind auch fast ohne Ausnahme durch das verzehrende
Feuer ihrer Leidenschaften in Flammen gesetzt
worden. Es ist aber auch gut, dass es so ist, denn sonst
würde es ja dem Verstände an einem Zweck und Ziel, an
einem Motiv, der Leidenschaft nämlich, fehlen, ohne welche
wir unsere heutige Entwicklungsstufe nimmermehr erreicht
haben würden. Die Mitwirkung gemässigter Leidenschaften
ist sogar nothwendig« am dem Verstände eine gewisse Richtung
zu geben.

Das Ziel der Erziehung soll auf eine vollkommene plastische
Ausbildung aller Anlagen im Menschen gerichtet
sein, und deshalb ist eine glückliche Harmonie der verschiedenen
Grundkräfte unerlässlich, wenn nicht die bedenklichsten
Störungen der Gc^stesthätigkeit eintreten sollen,deren
Heilung Gegenstand der Phrenologie zu werden verspricht!

Vor allen, die Verstandesfunktioiien hemmenden Kräften
ist nach den thierischen Trieben die Einbildungskraft am
wichtigsten. Ihr Einfluss erstreckt sich auf alle Lebensalter
, auf die Sitten, so gut wie auf die Wissenschaften.
Ihre Herrschaft über den Menschen ist fast ohne Grenzen,
auf das Denken, auf das Träumen, auf die Selbsttäuschungen,
auf die Sophismen übt sie ihren Einfluss; sie erzeugt jene
Geister, welche den Schatten für die Wirklichkeit halten
und, in dem Zaubergarten ihrer geheimnissvollen Visionen
verloren, nur auf die Erde herniederzusteigen scheinen, um
den Irrthum und das Paradoxe hervorzubringen. Die Einbildungskraft
umwindet den Verstand mit ihren Blumenketten
und reisst ihn in fremde Welten voll Dichtung und
Lüge fort. Die Eindrücke, welche das Empfindungsleben
zusammensetzen, erzeugen die Begriffe, deren Eatur und
Gestaltung von den betreffenden Organen abhängen. Je
nach der Beschaffenheit und Thätigkeit dieser Organe werden
die mehr oder minder starken Eindrücke erzeugt.


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