Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
3. Jahrgang.1876
Seite: 506
(PDF, 150 MB)
Bibliographische Information
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506 Tsychiacke Studien. III. Jahrg. 11. Heft. (November 187U.)

Die Richtigkeit dieser Ansicht wird z. ß. schon dadurch
bewiesen, dass bei den verschiedenen Beschauern eines grossartigen
Panoramas ebensoviel verschiedene Vorstellungen
gleichzeitig hervorgerufen werden.

Es wird eben Jeder nach seiner Individualität nur das
ihm Interessante auffassen und im Gedäehtniss behalten,
trotzdem Alle dasselbe Schauspiel vor Augen hatten. Bei
den verschiedenen Menschen treten aber auch gewisse Gleichartigkeiten
der Fähigkeiten, Neigungen und Triebe hervor,
welche, um Befriedigung zu finden, die betreffenden Individuen
einauder nähert; diesen Trieb der Arnäherung hat
man Sympathie genannt. Aber indem man demselben eine
permanente Wirksamkeit zuschrieb und ihn auf alle Menschen
ausdehnen wollte, hat man daraus den Beweggrund
für die Handlungen und Gedanken der Letztern hergeleitet
und als Gesetz hingestellt, welchem jede Organisation ge-
horcher müsste. Die Sympathie ist aber nur eine Ueber-
einstimmung von Neigungen oder Sitten; sie bewirkt, dass
sich die Wesen einander nähern, um einer physischen oder
moralischen Stimmung, die sie mit einander theilen, Genüge
zu leisten, indem sie ihnen auf diese Weise einen Genuss
verschafft. Wenn daher ein Mensch eine Neigung besitzt,
die auch in den Naturtrieben eines Andern existirt, so verbinden
sich beide für einen Augenblick, um Befriedigung
zu finden.

Dennoch sympathisirt man nicht in allen Neigungen,
sondern nur für gewisse Dinge oder Handlungen, und man
trennt sich daher wieder, um für die Befriedigung der
übrigen zu sorgen. So verbinden sich zuweilen Menschen,
um Rache zu nehmen, sie sympathisiren in demselben Gefühl
, und ihre Anstrengungen fliessen zusammen, um dasselbe
Ziel zu erreichen; aber sobald das Ziel erreicht ist,
trennen sie sich auch wieder und bekriegen sich oft genug.
In der physischen Liebe der Menschen vollzieht sich dasselbe
folgen dermaassen: durch den Sinnesreiz fühlt sich der
Eine zum Andern hingezogen; bis zur vollständigen Befriedigung
ihrer Leidenschaften sympathisiren nun zwei Wesen.
Plötzlich regen sich andere Triebe, die Antipathie stellt
sich unvermuthet ein und trennt sie, ja pflegt zuweilen
selbst Hass und Verachtung in beider Herzen. Solche
B^älie kommen oft genug im Leben vor und erklären eine
Menge erscheinender Widersprüche.

Bei den Handlungen, wo die Sympathie ein und dieselbe
Neigung zur Vereinigung herbeiführt, werden wir
immer die Herrschaft eines Individuums über das andere,


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