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552 Psychische Studien, m. Jahrg. 12. Heft (December 1876.)
Pflanzen seine Richtigkeit habe. Fourier, dieser Poet in
Prosa, meint nämlich, dass jede Blume und Pflanze, ja jedes
Thier das Sinnbild von Etwas, einer Leidenschaft, Empfindung
oder Eigenschaft sei, und hat er einige sehr anziehende
Bilder entworfen. Die Antwort hierauf, sowie auf die Frage,
ob mir Fourier welche beantworten wolle, folgte bejahend.
Ich stellte über viele Pflanzen Fragen, unter Anderem über
die verschiedenen Nadelholzarten, und erhielt in französischer
Sprache unglaubliche, sehr zutreffende, schnelle Antworten,
und wenn es auch keinem Zweifel unterliegt, dass ein geistreicher
Mensch durch einiges Nachdenken leicht Aehnliches
zusammenstellen könnte, so würde er doch sehr in Verlegenheit
gerathen, wenn diess unmittelbar nach einer jeweiligen
Frage geschehen müsste, zumal wenn er Fourier nicht gelesen
und ich ihn etwa fragen würde, was für Sinnbilder sind
die verschiedenen Eichengattungen?
Als ich in neuerer Zeit die Bekanntschaft einer als Schriftstellerin
thätigen Spiritistin machte, die sich nur mit Nieder-
schreibuig ihrer Visionen and sehr erfolgreicher Heilung
von Kranken befasst, die den Kant aber nie in der Hand
hatte, frug ich sie, ob sie mir wohl Antworten Kaufs vermitteln
wolle? und da sie auf den Versuch einging, stellte
ich folgende Fragen, welche sie augenblicklich beantwortete.
Ich frug, ,ob die Gravitation für das der menschlichen Erscheinung
zu Grunde liegende Wesen von gleicher Wirkung
sei' und erhielt die Antwort: „Ja, ganz wie auf dieser Welt,
so ist es auf der andern, es ist stets dasselbe, nur scheint
es anders". Befragt über den Umfang der Schwerkraft,
erwiderte sie: „Die Schwerkraft in ihrem ganzen Umfange
kennt kein Geist, wenigstens keiner, den ich kenne; es sind
überall unerforschbare Dinge, wo ist das Ende, wo?" Auf
die Frage, ob die Schnelligkeit, mit welcher diese Wesen
die Schwerkraft und den Raum überwinden, die des Lichtes
übertreffe, erfolgte die Antwort: „Es ist diess je nach dem
Geist oder Wesen sehr verschieden, es richtet sich nach
seiner Stufe und Wissenschaft; die Schnelligkeit der Gedanken
übertrifft die des Lichtes; wie du denkst, so bist du schon
an dem Ort der Gedanken, diess ist die Schnelligkeit mancher
Wesen." Auf eine Frage über den Raum erhielt ich die
merkwürdige Antwort: „Es ist auch so, der Raum ist eine
menschliche Idee, Ich kenne weder Stunde noch Tag,
noch Raum im Reiche, wo ich mich befinde. Denken,
Wollen und Thun ist nur Eines. Ich verkehre mit dir durch
das, was du Raum nennst, wie du mit dir selbst verkehrst
durch deine Gedanken. Der Wille ist hier der Herr des
Raumes. Ich bin jetzt z. B. nicht in Person hier, ich bin
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