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22 Psychische Studien. IV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1877.)
ein unwissenschaftliches Verfahren, welches nichts taugt.
Jeder Spiritualist steht lür sich selber ein und ist für
etwaige Verfehlungen anderer Spiritualisten nicht verantwortlich
, so wenig ein Philosoph für den andern, ein Theolog
für den andern einzustehen sich herbeizulassen braucht oder
auch nur kann. Hier gilt nun der Kampf von Mann gegen
Mann, und nicht der ins blaue Allgemeine hin, von dem
man sicher sein kann, dass er über Spiegelfechterei
nicht hinauskommt. Der Verfasser hat durch nichts erwiesen
, dass er mit den Hauptschriften des Spiritualismus
vertraut ist. Er kennt weder Allan Kardek, iioch A. Jackson
Davis, noch A. R. Wallace. Nicht eine einzige Schrift der
Bibliothek des Spiritualismus ist ihm bekannt. Die „Psychischen
Studien" sind ihm eine terra incognila, und von
den zahlreichen Zeitschriften des Spiritualismus im Ausland
hat er nicht die geringste Kenntnis» genommen. Da
ihm schon der Magnetismus unheimlich ist, so hat er sich
natürlich von experimentellen Forschungen spiritualistischer
Art noch ferner gehalten. Welche Befähigung soll man
ihm also zutrauen, ein Wort über die Sache mitzusprechen?
Seine Unkunde verräth er gleich in der Forderung an die
Geister, dass sie ibm Unbekanntes offenbaren, Ideen bringen,
wissenschaftliche Aufschlüsse geben sollen, um an sie
zu glauben, und er wähnt, dass, was die Medien für Mittheilungen
aus der Geisterwelt halten, bisher nur Triviales
gewesen sei. Das Kriterium der Objektivität von Geister-
mittheikrgen durch die Medien kann nicht darin gefunden
werden, dass sie Unbekanntes offenbaren, Ideen bringen,
wissenschaftliche Aufschlüsse geben. Das Alles könnte,
wenn auch nicht alltäglich und nur unter bestimmten Umständen
, stattfinden, ohne dass daraus der evidente Beweis
zu schöpfen wäre, dass die Mittheilungen von jenseitigen
Geistern kommen und nicht aus den unbewussten Tiefen
der Medien selber stammen. Da sich so leicht Subjektives
mit Objektivem mischt, so ist die Frage, ob vermeintliche
Geistermittheilungen objektiv sind, niemals allgemein zu entscheiden
, sondern es muss jeder Fall für sich untersucht
werden und je nach Befund aller Verhältnisse mit Ja oder
Nein oder Zweifelhaft entschieden werden. Die Vergleichung
einer Reihe von Fällen führt dann zu weiteren Schlüssen,
Uebrigens fehlt es in einer Anzahl bestbeglaubigter Fälle
weder an Offenbarungen von Unbekanntem, noch an Mittheilung
von Ideen. Wissenschaftliche Aufschlüsse sind
nicht absolut unmöglich, aber es ist unstatthaft, sie zu verlangen
, und um so weniger angedeutet, solche zu erwarten,
je mehr bekannt ist, dass die Wissenschaftlichen hienieden
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