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26 Psychische Studien. IV. Jahrg. l.Heft. (Januar 1877,)
finde. Die Probe wurde bestanden. Am 5. Juli eilten bereits
Kranke in den Wald, und es sollen dort wunderbare
Heilungen vorgekommen sein, zuerst die eines Bergmanns
Peler Rectenwald, welcher seit elf Monaten arbeitsunfähig und
so leidend war, dass er weder warme noch kalte Luft mehr
ertragen konnte. Die Kinder legten seine Hand an den
nur ihnen sichtbaren Fuss der Erscheinung auf den Weg.
Er erklärte, in jenem Augenblicke sei es ihm gewesen, als
ob die Krankheit wie eiskaltes Wasser ihm durch den
Körper herabgeflossen wäre. Die weitere selbst vom Krcis-
physikus von St. Wendel bestätigte Heilung der siebenjährigen
Magdalena Kirsch, welche 25 Wochen bis auf den
Tod krank gewesen, müssen wir hier der Kürze halber
übergehen und unsere Leser dieserhalb auf die Eingangs
genannten Quellen verweisen. Die Katharina Hubertus erklärte
: „Die Mutter Gottes war so schön. Ins Gesicht
kann man nicht lugen; es ist, als ob man in die Sonne
schaute." — Der Zudrang des Volkes nahm in Folge dessen
und durch einen Zeitungsbericht des Ortsgeistlichen Pastor
Neureuter, welcher deshalb später verhaftet wurde, so überhand
, dass man Militair dorthin requirirte» Die Erscheinung
soll die Menge am 12. Juli durch die Kinder angewiesen
haben, aus einer oberen Quelle Gesundheitswasser zu schöpfen.
Am 13. Juli Abends wurde die weitere Zusammenrottung der
Kranken und Pilger durch das Einschreiten der bewaffneten
Macht vereitelt, der Wald gesäubert und von Soldaten besetzt
. Die Kinder wurden mit Gewalt vom Besuche des
Waldes zurückgehalten, worüber sie sich sehr grämten.
Am 24. Juli aber trat die Erscheinung im Hause der
Katharina Hubertus auf* Margaretha Kunz, die zu ihr eilt,
sah sie schon auf der Strasse. Ein wachthabender Soldat,
der die freudigen Ausrufe der Kinder hörte, ging unruhig
auf und ab, ass nicht zur Nacht und sagte: „So etwas
habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen!" — Ein
paar Tage später fand in ebenso überraschender Weise
eine Erscheinung in der Schule des Ortes statt. Nachmittags
2% Uhr gewahrt die Lehrerin, wie die beiden Kinder
plötzlich sich entfärben und nach einer bestimmten Richtung
hin ihren Blick fixiren. Gefragt, was sie hatten, antworteten
sie, die Mutter Gottes sei da, und erklärten später, die
Erscheinung sei geblieben bis 2*/2 Uhr. Am folgenden
Tage wurde das Militair abberufen. — Mit dem 7. August
soll ein neues Stadium der Gesichte begonnen haben, indem
die Kinder wieder gemeinschaftlich verschiedene in
spezifisch katholische Anschauungsweisen hinüberspielende
Erscheinungen, wie z. B. den heiligen Geist in Gestalt einer
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