http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0044
36 Psychische Studien. IV. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1877.)
Geschlecht zu Geschlecht dem Teufel verschrieben gewesen,
dass sie Zauberer gewesen seien. Zwei grosse Gewährsmänner
in diesen Dingen, Bodin in seiner Dämonologie und
Sprenger in seinem Hexenhammer, nehmen diesen Grundsatz
eigentlich stets als Regel ohne Ausnahme an. — Bodin
sagt geradezu: „Vater oder Mutter Zauberer, Söhne und
Töchter Zauberer." Und Sprenger empfiehlt, immer sorgfältig
bei den Beschuldigten nachzuforschen: „si ex con-
sanguinitate sua aliqui propter maleficia fuissent dudum
incinerati vel suspecti habiti," da die Hexerei in der Regel
die ganze Race anstecke. Die Schuldigen yaren auch die
ersten, diesen Grundsatz selbst anzuerkennen. — Heut zu
Tage schickt man Diejenigen, die sich für besessen halten,
einfach nach dem Irrenhause; und manchmal sind mehrere
Mitglieder derselben Familie aus dem gleichen Grunde
dort. So glaubte eine Mutter und eine Tochter unter dem
besonderen Schutze von Geistern zu stehen, die sie „Airs(,
nannten. Eine Frau v. B. hatte sich selbst ein Phantasma
geschaffen (?), welches sie Solomon nannte, und welches in
ihren Augen der Genius des Bösen und der Urheber aller
Leiden war. Ihr Vater schrieb alle seine Begegnisse einer
Sylphe Namens Stratageme zu etc."
"Wir werden in einem anderen kurzen Artikel über den
englischen Irren-Arzt Dr. Winslom die Berechtigung dieser
Anschauungsweise, sog. Besessene, welche mit modernen
Medien gleichzustellen sein dürften, ins Irren- oder Zuchthaus
zu schicken, wie solches noch heut in Frankreich und
England je nach den Umständen der Fall ist, einer noch
näheren Beleuchtung unterziehen. Jedenfalls ist diese geistige
Methode noch nicht viel besser, als die physischen Torturen
und Scheiterhaufen für die Hexen und Zauberer des Mittelalters
. Führt uns unsere gerühmte Humanität des 19. Jahrhunderts
nur dahin?! Gr. C. W.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0044