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74 Psychische Studien. IV. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1877.)
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ausgehend, vollkommen berechtigt ist. Wir wollen uns
daher lediglich an die T hat Sachen halten, die von den
Spiritisten uns gemeldet worden, und auf diesem concreten
Gebiete sie zu schlagen suchen."*) — Wir haben gesehen,
auf welchem concreten und thatsächliehen Gebiete er sich
bewegt hat, auf dem er nach eigenem Eingeständnis vor
Finsterniss nichts Wirkliches gesehen, sondern Alles nur
combinirt hat. Und über seine Logik ist die Bache vollends
hinaus. Gr. C. Wittig.
H. Zschokke's inneres Gesicht.
Heinrich Zsclwlcke erzählt in seinem Werke: ,,Eine Selbstschau
" ^Aarau, Sauerländer, 1842) I, 273—276 von einer
wunderlichen Gattung von Sehergabe, die er sein „inneres
Gesicht" nannte und das ihm räthselhaft blieb, Folgendes:
„Es begegnete mir zuweilen beim ersten Zusammentreffen
mit einer unbekannten Person, wenn ich schweigend
ihr Reden hörte, dass dann ihr bisheriges Leben, mit vielen
kleinen Einzelheiten darin oft nur diese und jene besondere
Scene daraus, traumhaft und doch klar an mir vorüberging
, ganz unwillkürlich, und im Zeitraum weniger Minuten.
Während dessen ist mir gewöhnlich, als war' ich in das
Bild des fremden Lebens so völlig versunken, dass ich zuletzt
weder das Gesicht des Unbekannten, in welchem ich
absichtslos las, deutlich mehr sehe, noch die Stimme des
Sprechenden verständlich höre, die mir vorher gewisser-
maassen wie ein Oommentar zum Text der Gesichtszüge klang.
Ich hielt solche flüchtige Visionen lange Zeit lür Tändeleien
der Phantasie; um so mehr, da mir die Traumgeschichte
sogar Kleidung, Bewegung der handelnden Personen, Zimmer
, Geräthe und andere ^Nebendinge zeigten. — Nur um
muthwiiligen Scherz zu treiben, erzählt' ich einmal im
*) Die Absicht des Verfassers, sieh an die Thafsaehen des Spiritismus
allein zu halten, ist ausgezeichnet; allein zwischen Absicht
und Ausführung liegt noch ein weiter Schritt; und da wir in
Obigem die Analyse seines Artikels auf seinem eigenen Grunde
vorgeführt erhalten haben, müssen wir noch hinzufügen, dass wir im
Ganzen gegen den Inhalt seines Artikels zu protestiren, und sogar
die Beschreibung der Seance, welche er den Lesern der „Gartenlaube"
vorlegt, als apokryph, d. h. untergeschoben, zu erklären haben.
Noch niemals haben wir weder gesehen, noch gelesen, noch gehört
von spiritistischen Manifestationen „in einem über ein Loch im
Tische gestellten Glassturz." So lange der Verfasser uns nicht
genauere Andeutungen geben whd, um die Echtheit seiner Erzählung
zu beweisen, betrachten und erklären wir sie für apokryph. Das
heisst: wohlfeil in Wis&enschaft machen! — Der Herausgeben
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