http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0093
Der Spiritualismus an der Universität zu Edinburg.
85
Prüfung durch die Unterhaltung mit den angeblichen Geistern
gewährt; und wenn diese Prüfung angewendet würde, so
wäre das Resultat ein ganz ungünstiges. Die Worte der
Geister wären so wenig zahlreich, ihre Gedanken so arm
und so tief unter der erhabenen Conversation dieser Welt,
dass man daraus nur schliessen könnte, die Spiritualisten
wären in einen Sumpf gerathen, von einem Irrlicht verführt.
(Gelächter.) Als einen Beweis dieses Fehlschlagens der Conversation
erzählte der Professor, was bei einer Sitzung vorgefallen
war, der er beigewohnt hatte. Er wäre, behauptete
er, von den Geistern so weit begünstigt worden, dass er
aufgefordert worden sei, irgend einen Beliebigen zu rufen,
und da er natürlich gewünscht habe, mit einem zu sprechen,
dessen Gedanken er verstehen würde, so habe er nach
Dugald Siewart verlangt, hinzufügend, dass er gern dieses
Geistes Gedanken über die Philosophie hören würde, mit
der er beschäftigt gewesen sei. Nachdem dieser Geist einige
Zeit mit ihm gesprochen, während welcher er niederschrieb,
was gesagt wurde, habe er dessen Aufhören gewünscht, da
er gefunden, dass das, was gesprochen worden war, albernes
Geschwätz — bloss die auf gerathe wohl Antwort eines
Mannes sei, welcher von dem Gegenstande nicht viel wusste.
(Gelächter.) Die Ursachen dieser Manifestationen betrachtend
, zeigte Professor Calderwood, dass neue und wichtige
Thatsachen in Betreff der Nervenkraft festgestellt
worden seien. Es wäre, wie er glaubte, Vieles vorhanden,
um den Schluss zu verbürgen, dass diese Kraft unter vielen
Umständen uabewusst aus dem Körper hervorgehe und
Wirkungen erzeuge, die wir nicht beachteten. Es wären
auch Beweise vorhanden, dass diese Kraft auf eine abnormale
(ungewöhnliche) Weise entwickelt werden könnte, welche
einen der Gesundheit ungünstigen Körperzustand und einen
zur Behauptung der Willenskraft ungünstigen, und so dem
moralischen Character widerwärtigen Geisteszustand herbeiführe
. Eins der schlagendsten Resultate, das in Verknüpfung
mit mesmerischen und sogenannten spiritualistischen Phänomenen
ermittelt worden sei, wäre der unzweifelhafte Beweis
möglichen Verkehrs zwischen Geist und Geist durch einen
von den gewöhnlichen Communikations-Methoden verschiedenen
Kanal und auf irgend eine Weise mit unseren Nerven-
Organismen verknüpft (Beifall.) Nach der weiteren
Behauptung, dass es schwerlich einen Beweis gebe zur
Unterstützung der spiritualistischen Hypothesen, schloss er
diese seine überaus scharfsinnige Vorlesung mit noch einigen
von gleichem Beifall begleiteten Gemeinplätzen.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0093