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88 Psychische Studien. IV. Jahrg. 2. Heft (Februar 1877).
los ist oder nicht, worüber hier eine Meinung abzugeben
nicht meines Amtes ist, gewiss bleibt, dass das Verhör die
unvorhergesehene Wirkung gehabt hat, die Aufmerksamkeit
des ganzen Publikums auf die Thatsache zu richten, dass
es Phänomene giebt, deren Existenz behauptet wird, und
die durch eine grosse Anzahl competenter Forscher als
wahr erklärt werden, und von deren Realität Jedermann,
wenn es ihm gefällt, sich überzeugen kann durch thatsäch-
lichen Augenschein, wodurch jetzt und für immer die
finstern und erniedrigenden Lehren der Materialisten hinweggefegt
werden. Zwar giebt es Meinungsverschiedenheiten
zwischen Denen, welche überzeugt worden durch Prüfung
und Experiment, in Betreff des Grades, bis zu welchem
diese behaupteten Phänomene zwingend erwiesen sind; es
giebt, und wird vielleicht immer geben, Meinungsverschiedenheiten
in Betreff der Quellen der Kraft, die in diesen
Phänomenen zu Tage tritt; aber ob sie das Product der
psychischen Kraft des Cirkels sind, wie ich und manche
Andere behaupten, oder ob die Geister der Todten die
Wirkenden sind, wie Andere sagen, oder Elementar-Geister
(was immer dieselben sein mögen), wie von einer dritten
Partliei behauptet wird, folgende Thatsache wenigstens steht
fest: — dass der Mensch nicht gänzlich materiell ist, —
dass der Mechanismus des Menschen bewegt und gelenkt
wird von einer nicht-materiellen, d. h. nicht-molekularen
Structur, welche nicht bloss Intelligenz besitzt, sondern auch
eine Kraft über die Materie ausüben kann, von jenem Etwas
, dem wir aus Mangel an einer besseren Bezeichnung
den Namen Seele gegeben haben. Diese frohen Nachrichten
sind durch diese Prüfung zu Tausenden und aber Tausenden
getragen worden, deren Glückseligkeit hier und Hoffnungen
eines Jenseits von den Materialisten vergiftet worden sind,
welche so beharrlich gepredigt haben, dass die Seele nur
ein Aberglaube, der Mensch nur ein Automaton, der Geist
nur eine Ausscheidung, die gegenwärtige Existenz rein
thierisch und die Zukunft ein leeres Nichts sei.
„ Dieser Ausgang eines Versuches, die Psychologie
vermittelst des Gesetzes niederzuknebeln, ist ein mächtiger
Triumph für unsere Wissenschaft und wird in ihren Annalen
Erwähnung finden als ein neuer Ausgangspunkt auf ihrem
fortschreitenden Pfade.
„Wir können uns indess zu noch einem bemerkens-
werthen Fortschritte Glück wünschen. Forschung ist von
einer hohen Autorität und besonders vom „Spectator" zum
Loosungswort gemacht worden. Man giebt jetzt zu, dass
in den abnormalen Phänomenen der Psychologie etwas liegt,
m
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