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Der Spiritismus vor d. Gerichtshofe d. Wissenschaft i. d. Gartenlaube. 117
Katalepsie und Epilepsie verhelfen ihm nicht dazu. Sein
eigenes ehrliches Medium widerlegt ja seine ganze künstliche
Beweisführung aufs schlagendste, denn er hat nirgends
durch ärztliche Autoritäten und Zeugnisse erhärtet, dass
es an der chorea oder sonst einer ähnlichen Krankheit
leidet! Folglich ist seine dreiste Behauptung: — „Die
mediale Kraft ist nichts weiter als ein Anfall von grossem
Veitstanze in reiner oder mit Hysterie und sonstigen nervösen
Erscheinungen complicirter Form" — höchstens nur
ein selbsteigener Anfall von geistigem Veitstanz in des
Verfassers überspringenden Schlussfolgerungen, aber mit
nichten eine irgend wie sicher begründete Thatsache im
echten Mediumismus. Seine Steigerung der geistigen Fähigkeiten
bis zu einem bloss überirdisch erscheinenden Grade
ist durchaus nicht, wie er meint, ein hervorragendes Symptom
dieser der medizinischen Welt wohlbekannten Erkrankung
; denn sein eigens von ihm citirter „Wunderzuave"
in Paris widerlegt ihm das. Oder hat er uns etwa authentische
Fälle beigebracht, wo Aerzte ganz natürlich, durch rein
geistige Einwirkung und den Einfluss ihrer imponirenden
Persönlichkeit, dergleichen plötzliche Heilungen verrichtet
hätten ? Und nur solche schreiben die Spiritualisten echter
mediumistischer Kraftbegabung zu.
Vielleicht haben dieselben Gedanken unseren Verfasser
im Stillen zu der Anerkennung geleitet, dass mit der vornehmen
Abfertigung: „Es ist Alles Schwindel" noch keine
rationelle Erklärung des Spiritismus gegeben, und dieselbe
in der That nicht zutreffend ist "Wenn er den „Zauberstab
," die vielen Werke von Allan Kardec und Andere
bloss flüchtig nennt und dabei von sich sagt: „Ich gestehe,
dass ich selbst nur mit grösster Mühe dem smnverwirren-
den Einflüsse der spiritistischen Literatur widerstehen
konnte, als ich dieselbe zum Zwecke eingehender Studien
über diese interessante Frage durchnahm," so scheint uns
diess dem Da wVschen „Zauber st ab" gegenüber, welcher
eine ganz psychologische und naturgetreue Entwicklung
des mesmerischen und hellsehenden Zustandes am Lebensfaden
seines Autors giebt, doch wohl eine zu phantasieerhitzte
Behauptung. Die Erregung des ethischen, sittlichen
Gefühls, das moralische Denken, ja die neue Eeligion,
welche die ehrlichen und gebildeten Spiritisten lehren, sind
doch wahrlich nichts Sinnverwirrendes, wo es sich um ganz
bestimmte mediumistische Thatsachen handelt. Diese beglaubigten
Thatsachen führen eben ganz naturgemäss zum
höchsten Denken, zu den äussersten Schlussfolgerungen,
wo es sich um die Hauptfrage des ganzen geistigen Erden-
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