http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0160
152 Psychische Studien. IV. Jahrg. 4. Heft. (April 1877.)
Anderen unbewusst auf seine Schulter hervorgebrachten
Druck, gleich dem leichtesten Zug am Zügel eines Bosses,
direct auf den Finger auf der einen Seite oder der anderen.
Er änderte dieses Experiment immer wieder von Neuem
ah, prüfte es an sich selbst und an anderen Personen, und
leitete sie irre durch absichtliches leichtes Variiren des
des Druckes. Nun wissen wir Keiner voj» uns den Grad,
bis zu welchem wir bestündig durch diese kleinen unwillkürlichen
Zeichen andeuten, was in unseren Gemüthern vorgeht
. Es sind mir beständig Dinge gesagt vorden, welche
ich in meinem Gesicht gezeigt habe. Diejenigen sind die
besten Subjecte für Gedankenleser, welche a^f irgend eine
oder die andere Weise demonstrativ sind, entweder in ihrem
Gesichtsausdruck oder auf irgend eine andere Art, und ich
glaube, das wird ein Schlüssel zu einem grossen Theil von
dem sein, was gewöhnlich .^Gedankenlesen*' genannt wird.
Tch kann eines Falls erwähnen, bei welchem ich ganz sicher
bin, dass der Schlüssel dazu von mir selbst gegeben wurde
durch irgend eine Handlungsweise, die ich nicht entdecken
konnte. Es war in dem Falle mit Mr. Posier,5) einem berühmten
amerikanischen Medium, wo ich nach dem Datum
des Todes eines geschätzten Jugendfreundes, des Dr. John
Read forschte. Das Jahr wurde richtig angegeben. Ich
wurde angewiesen, den Bleistift zu ergreifen und das Alphabet
durchzugehen, und ich ging es so rythmisch oder
gleichmässig durch, als es mir irgend möglich war* Er
hielt mich bei dem Buchstaben „j" auf, und dann bei „u."
Es war klar, entweder war es Juni oder Juli Ich ging
wieder weiter bis ,,1, m, n.a Er schien- zu zögern, und wir
prüften zwei bis dreimal rückwärts „1, m, n;" zuletzt sagte
er: „Ich kann es nicht sagen; es ist entweder Juni oder
Juli, ich bin nicht gewiss, welcher Monat, aber es ist einer
von den beiden." Selbstverständlich folgte das natürlich
daraus, aber er konnte es nicht sagen, einfach aus dem
Grunde, weil ich es nicht sagen konnte. (Beifall.) Er
hatte mit wunderbarer Auffassungskraft irgend ein kleines
Zeichen gesehen, irgend ein Zwickern meines Auges oder
ein kleines Zucken meines Gesichts, was ihm andeutete, was
ich erwartete. Tch prüfte das bei einet anderen Gelegenheit
, und während das Medium höchst regelmässig ein
Wort hervorbuchstabirte — den Namen einer Tante meiner
Frau, welche nicht lange zuvor gestorben war, — hatte h*h
ein Musikbuch plötzlich aufgeschlagen, so dass er weder
*) Siehe IX. Heft der „Psych. Stud." 1876, S. 404, Anmerkung. -
Die Red.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1877/0160