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Erfahrungen eines Deutsehen im Spiritualismus in England. 161
kreisen bekannt, der Oellentlichkeit Preis zu geben, ganz
entschieden eingenommen, allein die inzwischen noch mehr
getrübten Verhältnisse daheim zwangen sie, das Versprechen
zu brechen, und sie erschien bald unter dem Namen Mad.
Louise, ihr Vorname. Der wohl zum Theil verhätschelte
Sohn, ihr Liebling und Alles, mag auch nicht grade die
Schwierigkeiten, ein Unterkommen zu linden, erleichtert haben
, um so mehr da sich seine enorme medianimisehe Kraft
rasch entwickelte. Vollständige Unkenntniss der rauhen
Welt verwickelten bald die armen, durch fade Hoffnungen
begeisterter Bewunderer getäuscht, inpeinliche Lagen. Die
spärlichen Einkünfte hielten nicht Schritt mit den Ausgaben
trotz strenger Einschränkung, und Schulden trieben sie von
einem Ort zum andern. Yerläumdungen halfen mit, die
bittere Armuth als Schuld darzustellen, und der Gatte,
durch ungeschicktes Zartgefühl der Krau in Unkenntniss
der wahren Sachlage gehalten, lebte im Wahn, dass es
leidlich bestellt sei, demnach er seinen Plan, bald selbst
nach London zu kommen, sein Patent zu erwirken, ungestört
verfolgte. Die sich steigernde Verfolgung aller Medien,
durch Entdeckung eines Betrugs eines hervorragenden Mediums
in London erzeugt, schreckte die höchst sensitive
Frau derart, dass sie plötzlich liier in Manchester erschien,
wo sie in mir den einzigen Beschützer fand, welches ich
hiit Beschämung erkenne angesichts meiner eignen geringen
Mittel — und des hier herrschenden lteichthums. Wie nun
beide auch hier den drückenden Schulden weichen mussten,
deren Belang sie mir oiFen zu gestehon sich scheute, habe
ich bereits mitgetheilt, und ich führ** die Leser nun wieder
in die ärmliche Stube, wo wir die Ritzung hielten.
Zwei Verwandte, Mutter und Tochter und Mr. A. Joy,
ein höchst erfahrener Beobachter (jetzt Vice-Präsident der
Brit. Ass. of Spirit.) waren die Gäste ausser mir. Seine (Mi\
Joys) peinlich kritische Stimmung hemmte augenscheinlich
die freie Entwicklung dei Kraft, aber dennoch brach sie in
einzelnen Momenten siegreich durch. Wir sassen um einen
ziemlich schweren Tisch, alle Hände zu einer Kette geschlossen
. Mr. Joy hatte das Licht und Streichhölzer unter
Oontrolle. Ich hielt die linke Hand von Mrs. F. und die
Rechte Alfreds, dieselben nie loslassend. Dass von Seiten
der Medien ein heimliches Verlassen der Plätze unmöglich
war, leuchtet ein. Unter diesen Umständen konnte nur
Betrug mittelst der linken Hand Alfreds* und der rechten
seiner Nachbarin (wenn im Einverständniss), sowie der
rechten von Mrs, F. und der linken ihrer Nachbarin möglich
sein. Obgleich ich moralisch fest überzeugt bin, dass
Psychisohe Studien. April 1877. 11
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