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178 Psychische Studien. IV. Jahrg. 4. Heft. (April 187Y.)
auch noch an das Trinken von Spirituosen, resp. den Genus«
von Alkohol. — Von den Anhängern des Mesmerisinus
lernte man, dass das beständige Hinblicken auf einen bestimmten
Gegenstand nach einiger Zeit zum Schlafe führe.
Da dieses Mittel aber in der Dunkelheit etwas schwierig
anzuwenden ist, so giebt die Methode des sog. Braidis-
mus die Anweisung, man solle einfach die Augen schliessen
und in Gedanken versuchen, den aus den Nasenlöchern
heraus- und in dieselben eingehenden Luftstrom aufmerksam
zu beobachten. Es wird versichert, wer sich bemühe,
diesen Strom zu sehen zu bekommen, gewissermaassen durch
die innere Anschauung, der werde unfehlbar bald in Schlaf
fallen. Wir haben dieses Verfahren bewährt gefunden,
(sagt der „Medical Examiner"), und es ist im Grunde dasselbe
, wie das des Mesmerismus: — das andauernde Hin-
blickeu oder Achtgeben auf einen bestimmten Gegenstand.
— Ein anderes Verfahren wird jetzt von einem amerikanischen
Arzte, Dr. Cooke, vorgeschlagen, welcher behauptet,
dass es in zahlreichen Fällen von Schlaflosigkeit nur
nöthig sei, — einige Minuten recht langsam und ruhig zu
athmen, um in einen erfrischenden Schlaf zu fallen. Er
geht davon aus, dass die meisten Fälle von Schlaflosigkeit
in einer Blutüberfüllung (hyperaemia) des Gehirns ihren
Entstehungsgrund oder ihre nächste Ursache haben und
dass solchenfalls langsames Athmen den Blutandrang genügend
hemme und vermindere, um einen entsprechenden
Eindruck za machen. — Es ist richtig, bei grosser geistiger
Erregung und daraus hervorgehender Schlaflosigkeit ist der
Athem kurz und lebhaft, so dass der Versuch, langsam zu
athmen, beruhigend wirkt und also zum Schlafe geneigter
macht. Um wirklich einzuschläfern, dürfte dieses Verfahren
nicht immer ausreichen. Nach all Dem wird es wohl das
Beste sein, schlafenden Personen nachzuahmen, um in Karzern
wirklich zu schlafen. (Leipz. Tagebl. v. 28. Decbr. 1876.)
— Mit einer räthselhaften Krankheit hat die Tochter
eines höheren Postbeamten in Berlin seit ungefähr einem
Jahre zu kämpfen. Die betreffende Dame, welche durch
eigentümliche Schicksalsschläge schon viel Seelenschmerz
erfahren hat, erwacht nämlich des Morgens nach gesundem
Schlafe gestärkt, kann aber die Augen nicht öffnen, welcher
Zustand mehrere Stunden dauert. Nach gewaltsamer
Trennung der Lider schliessen sich dieselben sofort und
öffnen sich erst mit einer wunderbaren Regelmässigkeit
gegen ^lO Uhr. Die Bemühungen der berühmtesten Aerzte
sind ohne Erfolg geblieben. So berichtet das BerL Tagebl
(Leipziger Tageblatt v. 24/1. 1877.)
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