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Kurze Notizen.
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auch nicht an die Auferstehung Christi und die Geister-
erscheinungen glauben. „Haben ferner die Menschen die
Wunder Christi, der Apostel und die nachfolgenden nicht
geglaubt, so werden sie auch die spiritualistischen nicht
anerkennen. Dazu kommen noch zwei bedeutungsvolle Umstände
. Wie bei allen ungewöhnlichen Erscheinungen, bleibt
auch bei denen, welche ich die mystischen genannt habe,
fast immer etwas Unsicheres, Ungewisses, ein unlösbarer
Rest, welcher für das Zweifeln und Leugnen Raum lässt
Bann werden Diejenigen, welche keinen offenen Sinn, keine
Unparteilichkeit und Empfänglichkeit für diese Dinge haben,
sich selbst durch ihre Natur zum Hinderniss für die Erfahrung
und Ueberzeugung, und weil sie ihnen im Innersten
widerstreben, sie von sich abstossen, so sehen und erfahren
sie auch nichts; die Kundgebungen verstummen in ihrer
Nähe. . . . Obschon man jedoch die grossen Hoffnungen
unsers Verfassers in diesem sonst so verdienstvollen Werke
über die ethische Wirksamkeit des Spiritualismus nur in
beschränktem Maasse theilen kann und den^Hauptnachdruck
auf die wissenschaftliche Erforschung des Gegenstandes
legen zu müssen glaubt, zollt man doch gerne auch jenem
Streben des Verfassers und der ihm Gleich gesinnten die
gebührende Anerkennung." — Hierzu fügt die Redaction
folgende Note: — ,,Wir wiederholen, dass wir auf einem
• andern Standpunkte stehen als der geehrte Referent; da
aber seine Mittheilungen sehr viel Interessantes über ein
den Meisten fernliegendes Gebiet bringen, wollten wir den
Artikel trotzdem unsern Lesern nicht vorenthalten." —
c) Theodor Slorm erzählt in „Meine Erinnerungen an
Eduard MÖricke" (s. „Illustr. deutsche Monats-Hefte" von
Westermann in Braunschweig, Januar-Heft 1877),*) dass er
einst durch die Erwähnung Kemels bei Möricke mit ihm in
das nicht nur in Schwaben leicht aufzuritzende Reich der
Geister gerathen sei. „Möricke, der die Sache ernst nahm,
behielt sich vor, mir bei besserer Gelegenheit brieflich deswissenschaftlich
geprüfte Thatsachen stützt, ohne sich dabei der kritischen
und philosophischen Betrachtungsweise des Gegenstandes zu
entschlagen, während der neuere französische Spiritismus (ein
ganz neu gebildetes Wort!) aus der Schule Allan Kardec's mit dessen
Hypothese einer wiederholten Wiedergeburt oder körperlichen Einverleibung
(Reincarnation) des Geistes aut Grund einer Anzahl gläubig
hingenommener Mittheilungen von in Frankreich sich geoffenbart
habenden Geistern hervorgegangen ist. — Vergl. I. Jahrg. S. 258,
Anm. — Siehe „Psych. Stud.", II. Jahrg. S. 121, Anmerk*
Die Redaction.
*) Vergl. VI. Heft der „Psych. Studien" 1876, Seite 280 sub c). —
Die Red.
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