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188 Psychische Studien. IV. Jahrg. 4. Heft, (April 1877.)
Männern gebildet hat, um die Thatsaehen des Spiritualismus
einer wohlwollenden Forschung zu unterziehen. Sie
suchen vorerst deutsche Medien in ihrer Umgebung, um
mit solchen ihre Untersuchungen mit Erfolg durchführen
zu können. — Wir können nachrichtlich noch hinzufügen,
dass die Vertreter dieses Kroises sich jüngst auch an Di\
Slade nach Holland gewendet haben, welcher demnächst
bis zu seinem erst im November er. nothwendigen Eintreffen
in St. Petersburg wohl diesem Rufe nach Wien, und auch
an andere Orte Deutschlands, Folge leisten därfte.
i) Die Sonntags-Beilage No. 10 zur „Berliner Vossischen
Zeitung" vom 11, März 1877, No. 59, bringt einen T. Artikel
von Friedrich Her man- „Eine neue Religion?44 betitelt. Das
Fragezeichen neben der Ueberschrift rechtfertigt er durch
die Betrachtung, dass es sich um eine Lehre handelt, deren
Vorhandensein fast allgemein geleugnet wird; trotzdem
dieselbe schon die bedenklichsten Einwirkungen auf das
Familien- und selbst das politische Leben ausgeübt haben
und ihre zahlreichen Anhänger von ungewöhnlichem Fanatismus
beseelt sein sollen. Dann spricht er von dem komischen
Hergange mit dem 18? 6 verurteilten Betrüger Photographen
Bugnet, trotz dessen eigener Geständnisse und e;ner vorliegenden
Sammlung von über 300 Modellen zur künstlichen
Anfertigung von Geisterphotographien gar viele Zeugen,
und darunter gebildete Persönlichkeiten und höhere Offiziere,
von einem Betrüge nichts wissen wollten. Das setzt freilich
Jeden in Verwunderung, der die eigentlichen Thatsachen-
berichte gleich unserem Verfasser so gut wie gar nicht
kennt. Das zeigt auch seine Geschichte von einer jungen
Wittwe, die ihre 2 Kinder unweit Paris ertränkt haben
soll, um sie dem verstorbenen Brüderchen in die Geisterwelt
nachzuschicken, weil dasselbe auf dem Wege spiritistischer
Mittheilungen nach ihnen verlangt haben soll.
Obgleich er selbst erzählt, dass die arme Frau als geisteskrank
und unzurechnungsfähig ebensowenig bestraft wurde,
wie die Vermittler jenes Geisterverkehrs, sondern nur in
eine entsprechende Anstalt eingeschlossen wurde, so schiebt
er doch frischweg die ganze Schuld dieses wahnsinnigen
Mordes auf die Spiritisten, deren Zahl er in Paris allein
nicht unter 50—1)0,000 veranschlagt, die über 50 Häuser
besitzen sollen, wo sie sich regelmässig versammeln. Seino
statistische Quelle giebt er nicht an, sondern wendet sich
zu dem Grabe Allan Cardeds auf dein Pere-la-Chaise, dessen
dolmenartiges Denkmal er beschreibt, um schliesslich eine
eingehende Ueberschau seiner hauptsächlichsten Schriften
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